Nach Morddrohungen

Bischof Bedford-Strohm dankt für Solidarität

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, ist dankbar für die große Solidarität nach Morddrohungen im Zusammenhang mit seinem Engagement für die Seenotrettung von Flüchtlingen. Zugleich kritisierte er eine „Verrohung der Kommunikationskultur“ und kündigte an, den Einsatz zur Rettung von Migranten unvermindert fortzusetzen.

Auf seiner Facebook-Seite schrieb er am Wochenende, er sei überrascht über das große Echo auf sein Interview mit der „Augsburger Allgemeinen“ (Samstag): „Danke für alle Zeichen der Verbundenheit. die mich deswegen heute erreichen.“

Solche Drohungen gehörten heute „leider fast schon zur Normalität einer Existenz als öffentliche Person, die sich zu manchen Themen klar äußert“. Um ihn persönlich müsse sich aber niemand Sorgen machen: „Ich kann gut damit leben.“ Die „Verrohung der Kommunikationskultur“ bleibe allerdings ein wichtiges Thema.

Zahlreiche Politiker, Prominente und Privatpersonen hatten sich mit Bayerns Landesbischof solidarisch gezeigt. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) nannte es „einfach unerträglich, wenn Mitmenschlichkeit und Barmherzigkeit zu Morddrohungen führen“. Auf Twitter schrieb er weiter: „Wir müssen uns an die Seite aller stellen, die bedroht und verhetzt werden, weil sie sich für unsere Gesellschaft engagieren. Sie haben unsere Unterstützung verdient.“

Der Bischof sei „ein wahrer Mensch, zeigt Courage, Herz, Empathie und bekommt von mir, und hoffentlich uns allen, jede Unterstützung, die er braucht“, schrieb der jüdische Pianist Igor Levit auf Twitter. Er hatte selbst in den letzten Tagen von antisemitischen Morddrohungen gegen seine Person berichtet.

Ebenfalls auf Twitter meldete sich der Grünen-Politiker Cem Özdemir zu Wort: „Rechtsradikale entlarven sich selbst am besten. Sie geben vor, das christliche Abendland zu verteidigen und drohen einem Bischof mit Mord? Dümmer geht's nicht.“ Die Täter wollten menschliche Werte nicht verteidigen, sondern verachteten sie.

Er habe „recht konkrete Drohungen“ bekommen, hatte der bayerische Landesbischof zuvor berichtet. Er nehme diese Drohungen aber „nicht sehr ernst“. Aktuell werbe die EKD weiter um Spenden, um ein Schiff zur Rettung von Migranten zur Verfügung zu stellen. „Aber es geht nicht nur um ein Schiff. Es geht darum, die zivile Seenotrettung zu unterstützen, solange die europäischen Staaten ihre Pflicht schuldig bleiben, Menschen zu retten“, betonte Bedford-Strohm.

Der Ratsvorsitzende sagte, dass es neben Kritik auch Unterstützung für das Engagement gebe. „Unser Handeln ist aber nicht abhängig vom Maß der Kritik oder Zustimmung. Das hat nichts mit politischem Aktivismus zu tun, sondern mit dem Kern christlichen Glaubens und Handelns.“

Bei der Verteilung von Flüchtlingen habe sich „etwas bewegt“, betonte Bedford-Strohm. So habe sich etwa auch Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) das Thema eines europäischen Verteilmechanismus zu eigen gemacht. „Ich unterstütze ihn sehr in seinem Vorhaben, dass er von anderen Ländern entsprechende Zusagen bekommt. Wir dürfen aber nicht tatenlos warten, bis sich Europa geeinigt hat, wir müssen jetzt handeln.“ Er ergänzte: „Wir stehen für die Seenotrettung ein.“

Bedford-Strohm würdigte zudem den Einsatz des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Er habe das Bündnis „United4Rescue“ mit einer „erheblichen Spende“ unterstützt. „Wir setzen uns parallel und in unterschiedlicher Weise für die Seenotrettung ein. Wir ziehen da an einem Strang“, sagte Bedford-Strohm.

KNA

07.01.2020 - Bayern , Bischöfe , Flüchtlinge