Patientenschützer Eugen Brysch:

Immunitätsausweis verletzt Persönlichkeitsrechte

Patientenschützer haben das Vorhaben der Bundesregierung scharf kritisiert, einen Corona-Immunitätsausweis einzuführen und damit Ausnahmen von Alltags-Beschränkungen zu ermöglichen. "Der Immunitätsausweis wäre ein tiefer Eingriff in die Persönlichkeitsrechte", sagte der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. 

Der Vorschlag gehe "ethisch weit über die aktuelle Bekämpfung der Pandemie hinaus", beklagte er. "Denn während die Immunisierten Teilhabe am öffentlichen Leben erhalten, wird sie den Nichtimmunisierten verwehrt. Das ist zutiefst diskriminierend." Zudem verleite der Immunitätsausweis zu vorsätzlichen Selbstinfektionen. "Der Hochrisikogruppe bliebe dann nur die Wahl zwischen langanhaltender Isolation oder Lebensgefahr. Eine solche Spaltung der Gesellschaft ist unverantwortlich", kritisiert Brysch.

"Es wird Zeit, dass die Bundesregierung mehr Sensibilität bei der Einschränkung von Grundrechten in der Corona-Krise zeigt", forderte Brysch. Bei der "forschen Einführung" eines Immunitätsausweises sei das offensichtlich nicht der Fall. Solange Tests weiter unsicher seien und eine Immunisierung fragwürdig, sollte der Bundesgesundheitsminister nicht vorpreschen. Deshalb ist es gut, wenn sich der Ethikrat mit dem Immunitätsausweis beschäftigt." Brysch gab allerdings zu bedenken, dass sich das Gremium erst in der Konstituierungsphase befindet. Schließlich sei der neue Ethikrat erst Anfang Mai berufen worden.

KNA

05.05.2020 - Corona , Ethik , Gesundheit