50 Jahre Geschichtswettbewerb

Bundespräsident Steinmeier: Quellen kritisch hinterfragen

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zu einem kritischen Umgang mit geschichtlichen Quellen aufgerufen. Geschichte sei zu allen Zeiten instrumentalisiert und ideologisch missbraucht worden, sagte Steinmeier aus Anlass des 50-jährigen Bestehens des "Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten" am Donnerstag in Berlin. "Wir erleben ja, wie autoritäre Regierungen Geschichte zur Waffe schmieden und Informationen fälschen, wie sie versuchen, mit modernster Technik Öffentlichkeiten zu täuschen und mit historischen Mythen Konflikte zu schüren und Kriege zu rechtfertigen."

Auch heute sähen sich liberale Demokratien "neuen Angriffen von innen und von außen ausgesetzt", sagte Steinmeier. Daher sei das Anliegen des Geschichtswettbewerbs weiterhin aktuell, "an freiheitliche Traditionen anzuknüpfen und als selbstbewusste Bürgerinnen und Bürger Verantwortung zu übernehmen, in der Demokratie und für die Demokratie".

Das Miteinander der Menschen in Deutschland und Europa könne nur gelingen, "wenn wir einander respektvoll zuhören und uns über Unterschiede und Gemeinsamkeiten verständigen", sagte der Bundespräsident. Und weiter: "Ich finde, da können, da müssen wir in unserem Land noch besser werden." Dazu sollte nach Ansicht Steinmeiers das Gespräch über die eigene Herkunftsgeschichte noch stärker im Alltag gesucht werden: in der Nachbarschaft, bei der Arbeit, in der Öffentlichkeit, an allen Orten und zwischen allen Menschen, die in Deutschland leben, so der Bundespräsident. "Zukunft braucht heute nicht nur Herkunft, sie braucht Herkünfte."

Der Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten wurde 1973 vom damaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann zusammen mit dem Hamburger Stifter Kurt A. Körber ins Leben gerufen. Seitdem haben sich den Angaben der Körber-Stiftung zufolge mehr als 156.000 Schüler mit über 36.500 Beiträgen am Wettbewerb beteiligt - von der schriftlichen Ausarbeitung eines Themas über Ausstellungen bis zu Podcasts. Die fünf besten eingereichten Arbeiten des alle zwei Jahre mit einem Themenschwerpunkt ausgeschriebenen Wettbewerbs werden vom Bundespräsidenten ausgezeichnet. Thema in diesem Jahr ist: "Mehr als ein Dach über dem Kopf. Wohnen hat Geschichte". Der Wettbewerb ist nach Veranstalter-Angaben der größte historische Forschungswettbewerb in Deutschland.

KNA

05.05.2023 - Deutschland , Historisches , Politik