Caritas-Weltzentrale:

Verwaltungsspitze großteils wieder im Amt

Im laufenden Reformprozess beim Caritas-Weltdachverband ist ein Großteil der Ende November überraschend abberufenen Verwaltungsspitze wieder eingesetzt worden. Das geht nach Informationen der Wiener Presseagentur Kathpress aus mehreren Dekreten des kommissarischen Geschäftsführers von Caritas Internationalis (CI), Pier Francesco Pinelli, hervor.

Bis zur für Mai geplanten turnusgemäßen Generalversammlung sind demnach die Mitglieder diverser Komitees und insbesondere der gewählte Vertretungsrat (Representative Council) wieder im Amt. Das rund 30-köpfige Council ist laut Satzung das oberste CI-Gremium zwischen den alle vier Jahre stattfindenden Generalversammlungen. Der Geschäftsführende Direktor der Wiener Caritas, Alexander Bodmann, wurde demnach wieder mit der Leitung der Finanzkommission beauftragt.

Mit der aktuellen Entscheidung Pinellis seien alle wesentlichen Governance-Strukturen von Caritas Internationalis wieder eingesetzt, heißt es von Caritas-Vertretern. Wie im Papst-Dekret zu seiner Einsetzung festgehalten, behalte Pinelli in einigen Fragen das Letztentscheidungsrecht. Dem Representative Council gehört auch der bisherige Weltcaritas-Präsident Kardinal Luis Antonio Tagle an. In den Dekreten nicht genannt ist der abgesetzte Generalsekretär Aloysius John.

In Absprache mit den Präsidenten der weltweit sieben Caritas-Regionalverbände setzte Interims-Geschäftsführer Pinelli zuletzt auch eine Arbeitsgruppe aus wenigen Personen ein. Sie soll, gemeinsam mit Pinelli und mit Unterstützung durch das vatikanische Staatssekretariat und den gewählten Leitern der CI-Rechtskommission, die Statuten von Caritas Internationalis und Regeln für die tägliche Arbeit der vatikanischen Caritas-Zentrale überprüfen und gegebenenfalls Änderungsvorschläge machen. Die mehr als 160 selbstständigen nationalen Caritas-Mitgliedsorganisationen und die Verantwortung der jeweiligen Bischofskonferenzen bleiben dementsprechend rechtlich unverändert.

Unterstützt wird Pinelli von Maria Amparo Alonso Escobar, einer langjährigen Caritas-Internationalis-Mitarbeiterin und Kampagnen-Managerin, sowie dem portugiesischen Jesuiten Manuel Morujao.

Kurz nach seiner Einsetzung hatte Pinelli erklärt, es sei für die kommenden Monate geplant, für die CI-Zentrale "neue Management- und Führungsinstrumente vorzuschlagen und einzuführen". Dabei wurde seitens des Vatikans ausdrücklich festgehalten, dass finanzielles Missmanagement nicht Hintergrund des Reformprozesses sei, sondern dass Fragen der statutarischen Verfasstheit und der Führung im Generalsekretariat im Vordergrund stehen. So solle das Generalsekretariat in Rom langfristig in der Lage sein, "den Verband effektiver zu koordinieren und die Mitgliedsorganisationen zu unterstützen".

Die überraschende Abberufung der gesamten Verwaltungsführung des 1951 gegründeten Dachverbands Caritas Internationalis hatte international für Aufsehen gesorgt. Vorangegangen war eine Evaluierung des nur wenige Dutzend Mitarbeiter umfassenden CI-Büros in Rom. Laut Medienberichten war die Rede von einem Klima des Mobbings.

KNA

19.01.2023 - Hilfswerke , Personalien , Vatikan