Zum Europäischen Gedenktag

Caritas und Frauensozialverband prangern Menschenhandel an

Der Deutsche Caritasverband und der Katholische Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit In Via prangern Menschenhandel auch in Deutschland an. "Menschenhandel nimmt viele Formen an. Nicht alle setzen voraus, dass Menschen über eine Grenze geschmuggelt werden. Denn Arbeitsausbeutung, wie sie auch in Deutschland immer wieder stattfindet, ist Menschenhandel", sagte Caritas-Präsident Peter Neher zum Europäischen Tag gegen Menschenhandel (18. Oktober).

In der Fleischindustrie oder in der Gastronomie würden auch in Deutschland viele Menschen ausgebeutet, aber auch in Privathaushalten, wenn sich Frauen, oft aus mittel- oder osteuropäischen Ländern, mehrere Wochen oder Monate am Stück Tag und Nacht um Pflegebedürftige kümmerten. "Ihre Rechte, zum Beispiel auf den Mindestlohn, auf Freizeit oder auf eine Sozialversicherung, werden oft mit Füßen getreten. Wer Menschenhandel stoppen will, muss Arbeitsausbeutung unterbinden, auch in Privathaushalten", forderte Neher.

In Deutschland betreuen Schätzungen zufolge zwischen 300.000 und 600.000 Frauen Pflegebedürftige zu Hause, in Westeuropa sind es zwischen einer und zwei Millionen. Die überwiegende Mehrheit dieser Arbeitsverhältnisse dürfte ausbeuterisch sein, meinen die Experten der Caritas. Vielen privaten Arbeitgebern sei dabei nicht bewusst, dass es schon als Menschenhandel gewertet werde, wenn sie eine Arbeitskraft zu ausbeuterischen Bedingungen beschäftigten.

"Rechtliche Grauzonen und fehlende Informationen begünstigen Menschenhandel", kritisierte die Vorsitzende von In Via Deutschland, Beate Gilles. Daher sei es wichtig, Regeln zu schaffen und deren Einhaltung zu kontrollieren. Das gelte im Bereich der häuslichen Arbeit sowie in allen anderen Bereichen, in denen Menschenhandel stattfinde. Behörden und Fachkräfte müssten darüber hinaus sensibilisiert werden, um Betroffene besser zu erkennen, zu schützen und zu betreuen.

KNA