Christen feiern Palmsonntag

Papst leitete Gottesdienst auf dem Petersplatz

Christen auf der ganzen Welt haben eine Woche vor Ostern den Palmsonntag gefeiert. In Rom leitete Papst Franziskus den feierlichen Gottesdienst auf dem Petersplatz wie geplant. Wie seit dem vergangenen Sommer üblich feierte der Papst den Ritus im Sitzen, während ein Kardinal am Altar stehend die Eucharistie feierte. Der argentinische Kurienkardinal Leonardo Sandri (79) übernahm diese Rolle. Mehr als 50.000 Menschen auf dem Petersplatz nahmen an dem Gottesdienst teil. Erst am Tag zuvor war der Papst nach einem dreitägigen Krankenhausaufenthalt in den Vatikan zurückgekehrt.

Seine Predigt verlas Franziskus sitzend mit zunächst schwacher, dann aber zunehmend fester Stimme. Er predigte über den letzten Ausruf Jesu am Kreuz, der im Matthäusevangelium mit den Worten überliefert ist: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?"

Der Papst führte aus, dass diese dramatische Erfahrung des Verlassenseins bis heute viele Menschen betreffe. "Es gibt ganze Völker, die ausgebeutet und sich selbst überlassen werden; es gibt arme Menschen, die an den Kreuzungen unserer Straßen leben und deren Blicken wir nicht zu begegnen wagen; Migranten, die keine Personen mehr sind, sondern Nummern; abgewiesene Gefangene, Menschen, die als Probleme katalogisiert werden."

Abweichend vom Manuskript erinnerte Franziskus auch an einen deutschen Obdachlosen, der vor einigen Wochen in den Kolonnaden des Petersplatzes einsam und verlassen gestorben war. Über sich selbst sagte der Papst: "Auch ich brauche die Zärtlichkeit Jesu, dass er sich mir zuwendet, und deshalb suche ich ihn in den Verlassenen und den Einsamen."

Beim Angelusgebet im Anschluss an den Gottesdienst war die Stimme des Papstes wieder schwach und heiser. Franziskus erinnerte bei dieser Gelegenheit erneut an das Leiden des ukrainischen Volkes im Krieg und rief zum Gebet für den Frieden auf.

Nach dem Schlusssegen ließ sich der Papst im Rollstuhl zu den auf ihn wartenden Kardinälen fahren und schüttelte vielen von ihnen die Hand. Mit dem deutschen Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller wechselte er einige Worte. Anschließend fuhr er im offenen Papamobil winkend und segnend durch die jubelnde Menschenmenge auf dem Petersplatz. Überraschend ließ er sich dann auch noch auf die von Touristen und Pilgern überfüllte Via della Conciliazione fahren, wo ihm Tausende zuwinkten, während er im Schritttempo an ihnen vorbeifuhr, bevor er in den Vatikan zurückkehrte.

In Jerusalem sprach der Lateinische Patriarch Erzbischof Pierbattista Pizzaballa zu den Gläubigen. Er rief dazu auf, Hass und Feindseligkeit zu beenden. "Jenen, die spalten wollen, antworten wir mit dem Wunsch, Einigkeit zu schaffen. Jenen, die Hass und Verachtung ausdrücken, antworten wir mit der heilenden Kraft der Liebe", sagte er. Jerusalem, die Stadt, in der Jesus gestorben und auferstanden sei, sei auch die Stadt der Versöhnung, sagte der Franziskaner. Trotz Konflikt und Spaltung stehe Jerusalem immer noch für Begegnung und Freude. Diesen Geist sollten die Pilger mit in ihre Heimatländer nehmen.

Am Palmsonntag zog Jesus nach biblischer Überlieferung in Jerusalem ein und wurde dabei von den Menschen mit Palmwedeln begrüßt. Der Tag ist der Beginn der Heiligen Woche, die im Osterfest, dem höchsten Fest des Christentums mündet. Papst Franziskus wird dabei an allen wichtigen Messen teilnehmen und die jeweiligen Gottesdienste leiten.

KNA

03.04.2023 - Palmsonntag , Papst , Vatikan