Virus ist überall Thema

Corona schränkt religiöses Leben ein - Bistümer sorgen vor

Das Coronavirus schränkt das religiöse Leben in vielen Ländern zunehmend ein. Unterdessen richtete am Mittwoch das katholische Erzbistum München und Freising einen Krisenstab ein. Auch in anderen deutschen Diözesen und evangelischen Landeskirchen ist die Krankheit Thema. Vermehrt kommt es zur Absage von größeren Veranstaltungen. Das gilt für das Bischofstreffen der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ebenso wie für den am Samstag geplanten Ökumene-Tag in Halle. Auch der Kreuzweg der Völker durch die Münchner Innenstadt am Karfreitag wird ausfallen.

Entscheidungen über weitere zentrale Kar- und Ostergottesdienste hingen von der Entwicklung der Lage ab, hieß es beispielsweise aus den Bistümern Trier, Mainz und Osnabrück. Das Erzbistum Freiburg orientiert sich laut eigenen Angaben an den Maßnahmen der lokalen Gesundheitsämter. Der katholische Bischof von Görlitz, Wolfgang Ipolt, warnte gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) allerdings auch vor Panikmache. "Ich erinnere daran: Wir haben in unserer Kirche viele Heilige, die während der großen Pestzeit beispielhaft Nächstenliebe gezeigt haben. Das sollte uns Orientierung geben."

Das Deutsche Liturgische Institut (DLI) und andere Experten raten zu einem Verzicht auf Mund- oder Kelchkommunion, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Die katholische Polnische Bischofskonferenz verschob ihre Frühjahrsvollversammlung auf unbestimmte Zeit. Die katholische Kirche in Österreich fährt wegen der Epidemie ihr Veranstaltungsprogramm landesweit drastisch zurück. Zuvor hatte die Regierung in Wien bereits Gottesdienste in geschlossenen Räumen mit über 100 Personen verboten.

Ähnliche Vorschriften gelten auch in einigen Nachbarländern. In der Slowakei sind bis zum 23. März sämtliche Gottesdienste verboten, Tschechiens Regierung untersagte Veranstaltungen mit mehr als 100 Teilnehmern. Während die US-Metropolen Boston und San Francisco auf den traditionellen Umzug zum St. Patrick's Day verzichten wollen, gehen Irlands Bischöfe bislang noch davon aus, dass die Feierlichkeiten zu Ehren des irischen Nationalheiligen abgehalten werden können.

In Jerusalem sind bis auf weiteres alle christlichen Schulen geschlossen. Auch in Ägypten ergriffen die Verantwortlichen Vorbeugungsmaßnahmen und begrenzten die Dauer muslimischer Gebete in den Moscheen.

Die Generalaudienz von Papst Franziskus im Vatikan war aufgrund der Epidemie am Mittwoch erstmals ausschließlich auf Video zu sehen. Bei aller Sorge über die Ausbreitung des Coronavirus sollten die Menschen das Leid der Zivilbevölkerung in Syrien und der Flüchtlinge an der Grenze zwischen der Türkei und Griechenland nicht vergessen, mahnte das katholische Kirchenoberhaupt. In ganz Italien sind öffentliche Gottesdienstfeiern ausgesetzt worden.

Verbot von öffentlichen Gottesdiensten?

Ein großflächiges behördliches Verbot von öffentlichen Gottesdiensten im Kampf gegen das Coronavirus ist nach den Worten des Juristen Christian Hillgruber auch in Deutschland möglich. Grundlage dafür bilde das Infektionsschutzgesetz, sagte der Direktor des Instituts für Kirchenrecht an der Universität Bonn im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Allerdings muss auch bei Maßnahmen, die dem Gesundheitsschutz der gesamten Bevölkerung dienen sollen, der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben."

Eine "religiöse 'Grundversorgung'" müsse gewährleistet sein, so der Jurist. Es gebe auch nach katholischem Verständnis Notstandssituationen, in denen die Pflicht entfalle, die Sonntagsmesse zu besuchen. Das gelte mutmaßlich im Grundsatz auch für die aktuelle Lage. Im Einzelnen werde man aber sehen müssen, wie weit solche Verbote reichen könnten, um mit der grundgesetzlich geschützten Religionsfreiheit kompatibel zu sein, so Hillgruber. "Es wird deswegen nicht einfach sein, ein über mehrere Wochen dauerndes Verbot sämtlicher Gottesdienste zu begründen."

KNA