Vor einem Jahr vertrieben

Eine Million Rohingya leiden unter Situation im Flüchtlingscamp

Ein Jahr nach der Flucht der Rohingya aus Myanmar beklagen mehrere Hilfsorganisationen eine miserable Situation im Flüchtlingslager in Bangladesch. Die Organisationen sprechen übereinstimmend von fast einer Million Menschen, die mittlerweile im Lager in Cox's Bazar lebten. Laut „Ärzte ohne Grenzen“ sei es das inzwischen größte Flüchtlingslager der Welt.

Die Lage der Flüchtlinge sei „fatal“, erklärte SOS-Kinderdörfer. Tausende Kinder litten unter Mangelernährung, sie bekämen keine Bildung und hätten keine Perspektive für die Zukunft. „Es droht eine humanitäre Katastrophe ohne Aussicht auf Besserung“, sagte die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes, Gerda Hasselfeldt, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. In der Enge des Lagers, ohne richtige Behausungen, könnten sich Krankheiten schnell ausbreiten. Um dem vorzubeugen, käme Impfungen eine große Bedeutung in der Gesundheitsversorgung zu, berichtete Ärzte ohne Grenzen.

Die Hilfswerke kümmern sich neben einer physischen auch um eine psychische Hilfe. Die meisten Flüchtlinge hätten ihre Familienmitglieder verloren, hätten extreme Gewalt erlebt, seien ihrer Heimat beraubt worden - und seien dementsprechend traumatisiert, erklärte Jennifer Bose von der internationalen Hilfsorganisation Care. „Nach unserer Erkenntnis ist jedes vierte Kind mit den schlimmen Erlebnissen der letzten Monate völlig überfordert und benötigt dringend psychosoziale Unterstützung“, sagte Katrin Weidemann von der Kindernothilfe.

Die generell bereits angespannte Lage habe sich aktuell durch die starken Monsun-Regenfälle nur noch verschlechtert, berichten die Helfer. Manche Teile des Lagers seien laut Kindernothilfe komplett überschwemmt, Wege seien nicht mehr passierbar. Ärzte ohne Grenzen berichtete von Todesfällen, weil Menschen an Hängen abgerutscht oder in Wasserlöchern ertrunken seien.

Angesichts dessen bekräftigen die Organisationen ihre Forderungen nach einer Verbesserung. Die Regierungen von Myanmar und Bangladesch sollten Flüchtlinge dabei unterstützen, sicher und würdevoll in ihre Heimat zurückzukehren, forderte Care. Bisher gäbe es kaum Fortschritte, die Rückführung der Rohingya politisch zu regeln, kritisierte die Kindernothilfe.

Die gewaltsame Vertreibung der muslimischen Minderheit durch die Armee von Myanmar begann vor etwa einem Jahr am 25. August 2017. Die UN werfen Myanmar eine „systematische ethnische Säuberung“ vor.

KNA

23.08.2018 - Ausland , Flüchtlinge