Anschlag in Nizza

Weltweit Entsetzen und Fassungslosigkeit

Spitzenvertreter aus Politik und Religion in Deutschland haben sich entsetzt über das Attentat in der französischen Basilika Notre-Dame in Nizza geäußert. Deutschland stehe im Kampf "gegen alle radikale Extremisten und Islamisten fest an der Seite Frankreichs", sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Donnerstag in Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich "tief erschüttert".

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble kondolierte seinem französischen Amtskollegen Richard Ferrand. "Neben der konsequenten Antwort des Rechtsstaats auf Fanatiker, die den Glauben missbrauchen, braucht es jetzt insbesondere auch aus der muslimischen Welt überzeugende Botschaften der Mäßigung, statt den verblendeten Hass von Fanatikern unverantwortlich weiter zu schüren - das gilt gerade in einer Zeit, die bei der Bewältigung der Pandemie den Zusammenhalt aller in der Gesellschaft und die Solidarität der Menschen weltweit braucht."

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, erklärte, der "furchtbare Mordanschlag" mache ihn "sprachlos". Der Bischof von Limburg fügte hinzu: "Europa war und ist ein großes Projekt des friedlichen Zusammenlebens. Diese Vision dürfen wir uns von Attentaten nicht zerstören lassen."

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sagte, der "feige Anschlag" dürfe die Normalität des friedlichen Miteinanders von Millionen Christen und Muslimen nicht überdecken. "Wir werden uns als Religionen nicht auseinanderbringen lassen, sondern unsere Botschaft der Liebe und Versöhnung noch kräftiger ausstrahlen."

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, erklärte: "Wer sich mit solchem Hass, solcher Gewalt und Brutalität auf den Namen Gottes beruft, richtet sich gegen Gott und missbraucht seinen Namen."

Der Zentralrat der Juden in Deutschland twitterte: "Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen." Der Zentralrat der Muslime in Deutschland forderte: "Wir als Muslime müssen gesamtgesellschaftlich noch entschlossener gegen Terror und Extremismus vorgehen."

Der Französische Islamrat (CFCM) verurteilte die Bluttat von Nizza scharf und rief die Muslime in Frankreich auf, alle Feiern zum Geburtstag des Propheten Mohammed abzusagen. Der Großimam der Kairoer Al-Azhar-Moschee, die höchste Lehrautoritär des sunnitischen Islam, erteilte der "Eskalation der Gewalt und der Hassreden" eine klare Absage und beschwor die "Stimme der Weisheit". Der Sprecher der Französischen Bischofskonferenz, Hugues de Woillemont, sagte, es gelte, die "Brandwunde des Terrorismus zu bekämpfen" und "brüderlich in unserem Land zusammenzustehen".

Der Vatikan teilte mit, Papst Franziskus bete für die Opfer und ihre Angehörigen und darum, dass wir "uns wieder als Brüder und Schwestern und nicht als Feinde betrachten". Frankreich solle "mit dem Guten auf das Böse reagieren". Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin kondolierte im Namen des Papstes dem Bischof von Nizza, Andre Marceau.

Malaysias Ex-Premierminister Mohammed Mahathir hingegen sprach Muslimen ein Recht "zur Bestrafung Frankreichs für seine Missetaten" zu. An die Adresse Macrons twitterte er: "Weil Sie alle Muslime und die Religion der Muslime für das verantwortlich gemacht haben, was von einer wütenden Person getan wurde, haben die Muslime das Recht, die Franzosen zu bestrafen." Der französische Staatssekretär Cedric O verlangte eine Stilllegung von Mahatirs Twitter-Acount.

Der afrikanische Kurienkardinal Robert Sarah twitterte: "Der Islamismus ist ein monströser Fanatismus, der mit Macht und Entschlossenheit bekämpft werden muss." Von allein würden die Islamisten ihren "Krieg" nicht stoppen. "Die Barbaren sind immer die Feinde des Friedens", unterstrich der Leiter der Gottesdienstkongregation. Nun müsse der Westen - "heute Frankreich" - lernen, dies zu verstehen.

Bei einer Messerattacke in der Basilika waren am Donnerstagmorgen drei Menschen getötet worden, zwei Frauen sowie der Küster der Kirche. Medien berichteten von über sechs weitere Verletzten. Der Täter, der mehrfach "Allahu akbar" (Gott ist der Größte) geschrien habe, wurde vor der Kirche von Polizisten angeschossen und ins Krankenhaus gebracht. Bei Avignon wurde ein weiterer mutmaßlich islamistischer Angreifer erschossen, in Lyon ein dritter festgenommen. Premierminister Jean Castex rief landesweit die höchste Terrorwarnstufe aus.

KNA

30.10.2020 - Frankreich , Islam , Terror