Freiburger Erzbischof mahnt:

Solidarische Haltung für Gesellschaft unverzichtbar

Für den Zusammenhalt der Gesellschaft ist nach Überzeugung des Freiburger Erzbischofs Stephan Burger eine christlich-solidarische Grundhaltung notwendig. Eine „durch Gesetze und Ordnungen verbriefte Gerechtigkeit“ allein reiche nicht aus, sagte Burger am Mittwochabend in Berlin. „Solidarisches Handeln lässt sich nicht erzwingen“, betonte er bei einem Kongress des Deutschen Caritasverbands zum Thema „Gesellschaftlicher Zusammenhalt“. Burger leitet die Kommission für karitative Fragen der Deutschen Bischofskonferenz.

Strukturelle Gerechtigkeit könne „an sich noch keinen Zusammenhalt, keine Einheit, keine Gemeinschaft herstellen“, erklärte der Erzbischof in einem Gottesdienst zum Auftakt des dreitägigen Kongresses. Sie könne „nicht verhindern, dass sich im Rahmen der gegebenen Ordnung eigene Inseln und Welten herausbilden, die sich vom Rest der Gesellschaft abschotten“. So fragten sich viele: „Warum soll ich mich um Wohnungsnot sorgen, wenn ich eine Eigentumswohnung habe? Was kümmert mich der Pflegenotstand, wenn ich selbst jung und vital bin?“

Dagegen rufe das Evangelium auf, eine solche Haltung zu überwinden, betonte Burger. Für Christen gebe es „einen, der diese Welt im Innersten zusammenhält, der in der Lage ist, mit seiner Botschaft die Herzen der Menschen so zu erreichen, dass Haltungsänderungen, dass Egoismen und Rechthaberei nicht die Maxime menschlichen Lebens sein müssen“. Feindesliebe und Barmherzigkeit können auch dort Wege eröffnen, „wo die Durchsetzung des bloßen Rechts gegebenenfalls Härte und Unnachgiebigkeit nach sich ziehen würden“.

Persönlichkeiten wie Mahatma Gandhi, Martin Luther King, Oscar Romero und Mutter Teresa hätten gezeigt, dass ein solch „ethischer wie religiöser Weg des Zusammenhalts“ möglich sei, erläuterte der Erzbischof: „Sie arbeiteten an einer Form von Gerechtigkeit, die nicht auf der Grundlage staatlicher Gesetze allein beruhte, sondern auf ihrem Einsatz für andere, für Mitmenschlichkeit, für Würde, Respekt und Achtung jedem gegenüber.“

Trotz des Versagens auch von Mitgliedern der Kirche habe das Christentum mit einer solchen Gesinnung die Geschichte geprägt, sagte der „Caritas-Bischof“. Auch heute könne die Kirche die Gesellschaft umso besser mitgestalten, je glaubwürdiger sie die Botschaft Jesu „verkündet, bezeugt und lebt“. Dabei leiste die Caritas einen unverzichtbaren Dienst, weil sie den Glauben der Kirche lebendig vollziehe.

KNA

28.03.2019 - Bischöfe , Deutschland , Soziales