Weihbischof Losinger fordert:

Mehr Hilfen statt vorgeburtlicher Tests

Der Ethik-Experte und Augsburger Weihbischof Anton Losinger hat das "Nein" der katholischen Kirche zu vorgeburtlichen Tests etwa auf das Down-Syndrom bekräftigt. Der wissenschaftliche Fortschritt habe ein doppeltes Gesicht, sagte er in einem Interview. „Auf der einen Seite haben wir dramatische Fortschritte in den Möglichkeiten, Krankheiten zu erkennen und zu heilen“, erläuterte das frühere Mitglied des Deutschen Ethikrats. „Aber auf der anderen Seite der Medaille steht das Problem, dass die Feststellung eines genetischen Defekts in den allermeisten Fällen heute dazu führt, dass das Leben eines solchen menschlichen Embryos, eines werdenden Kindes, beendet wird.“

Die Lösung ist laut Losinger nicht die genetische Entdeckung von Fehlern, sondern eine Gesellschaft, die starke Hilfen zur Verfügung stellt. „Gerade Kinder mit Trisomie 21 sind ja oft interessante, freundliche, liebenswürdige Menschen, die einer Familie auch Glück bringen können“, betonte der Weihbischof. „Unser Job besteht darin, gerade solchen Familien, die sich der Aufgabe der Annahme eines Menschen mit Behinderung stellen, maximale Hilfe zur Verfügung zu stellen.“ Hier müsse die Gesellschaft insgesamt hinzulernen.

Mitte September hatte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), das oberste Beschlussgremium im Gesundheitswesen, entschieden, dass vorgeburtliche Bluttests auf Trisomien wie das Down-Syndrom künftig bei Risikoschwangerschaften von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt werden. Voraussetzung ist eine ärztliche Beratung.

Experten erwarten, dass künftig Bluttests auf zahlreiche weitere Krankheitsrisiken angeboten werden. Befürworter verweisen auf die hohe Zuverlässigkeit der Tests und das geringere Risiko auf Fehlgeburten.

KNA