Will Kim Jong-un Atomwaffen wirklich aufgeben?

Experte: Südkorea unsicher über Abrüstungsabsichten des Nordens

Bei dem Treffen von US-Präsident Donald Trump mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un am 12. Juni sind die Erfolgsaussichten aus Sicht von Südkorea-Experten offen. Sie hielten es gleichermaßen für möglich, dass Kim Jong-un nur zwei bis drei Jahre Zeit gewinnen oder aber wirklich eine „Denuklearisierung“ wolle, sagte der Präsident des Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Karl-Heinz Kamp, am Donnerstagabend bei einer Veranstaltung in Berlin. Er äußerte sich nach einer Reise nach Südkorea.

Der Rüstungsexperte betonte zugleich, bei einer Einigung auf einen Abbau der nordkoreanischen Kernwaffen müsse geklärt werden, ob dies eine Reduzierung oder einen völligen Verzicht bedeute. Selbst im Falle der Bereitschaft Nordkoreas, seine Atomwaffen aufzugeben, käme es jedoch zu einer langen Phase der Ungewissheit. Es würde 15 Jahre dauern, bis ein wirksames Kontrollsystem aufgebaut sei.

Kamp sprach auf einem Podium über „Nukleare Abschreckung zwischen Friedensethik und Sicherheitspolitik“. Er räumte ein, dass das System der Abschreckung durch Atomwaffen auch nach Ende des Kalten Krieges „brandgefährlich und ethisch extrem fragwürdig“ sei. Dennoch strebten zahlreiche Staaten weiter danach, Kernwaffen zu besitzen. Sie versprächen sich davon einen höheren Status in der internationalen Politik und mehr Sicherheit vor Gegnern.

Angesichts dessen seien eine bessere Kommunikation und vertrauensbildende Maßnahmen derzeit „wesentlich wichtiger als Bemühungen zu nuklearer Abrüstung“, so Kamp. Auch der katholische Moraltheologe Eberhard Schockenhoff plädierte dafür, dass Kernwaffen besitzende Länder deren Modernisierung transparent und in gegenseitiger Abstimmung vornehmen sollten. Zugleich lehne die Kirche jedoch das gegenwärtige System der Abschreckung grundsätzlich ab. Es sei mit immensen Kosten verbunden, die für die Lösung drängender Menschheitsprobleme etwa durch den Klimawandel fehlten.

Der Antwerpener Politikwissenschaftler Tom Sauer stellte die Annahme in Frage, dass Abschreckung durch Atomwaffen immer funktioniere. „Vielleicht haben wir bisher einfach nur Glück gehabt“, so Sauer. Veranstalter des Podiums waren das Zentrum für ethische Bildung in den Streitkräften und das Institut für Theologie und Frieden (beide Hamburg), die im Auftrag des katholischen Militärbischofs tätig sind.

KNA

08.06.2018 - Ausland