"Ein kompromissloses 'Wir'"

Experte sieht fundamentalistische Züge bei "Fridays for Future"

Der katholische Theologe Andreas Matena aus Augsburg sieht bei „Fridays for Future“ Züge von Fundamentalismus. Die Klimastreik-Bewegung junger Leute „tritt als kompromissloses 'Wir' auf und will von 'den Anderen', dass sie dialoglos den Überzeugungen der Bewegung folgen“, sagte Matena am Dienstag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Auf die Frage nach Fundamentalismus in Deutschland antwortete Matena zudem: „Im gesellschaftlichen Kontext haben mich die Geschehnisse etwa um Pegida und ähnliche Gruppierungen sehr erschreckt, auch und gerade in Sachen Gesprächsunfähigkeit und Gewaltbereitschaft.“

Dass derart unterschiedliche Zusammenschlüsse mit Fundamentalismus in Verbindung zu bringen seien, zeige das Problem mit dem Wort, ergänzte Matena. „Der Theologe Christoph Urban nennt es einen 'Containerbegriff', da so viel dort hineingepackt wird.“ Gleichwohl solle man natürlich differenziert analysieren. „Es würde helfen, wenn man Fundamentalismus um andere Begriffe ergänzte, etwa 'extremistisch', um die darin zusammengefassten Phänomene besser benennen und verstehen zu können. So muss nicht jeder Fundamentalist auch ein Extremist sein.“

Matena äußerte sich anlässlich eines für den 9. November geplanten Studientags des Bistums Augsburg zum Thema „Fundamentalismus - ein allzu nahes Phänomen“. Zum Ziel dieser Veranstaltung sagte der Experte: „Wir wollen 'Fundamentalismus' wegholen von bestimmten Inhalten und ausweiten auf eine bestimmte Art zu denken.“ Fundamentalisten bunkerten sich ein und begäben sich in eine Blase, die die Vielgestaltigkeit der Wirklichkeit ausblende. „Fundamentalisten klinken sich aus Diskursen aus, sie sind nicht mehr bereit, ihre grundlegenden Prinzipien zu hinterfragen und hinterfragen zu lassen.“ Dies empfinde er als bedrohlich, sagte Matena.

Fundamentalismus sei „eine grundsätzliche Abgrenzung von einer Zeit, die uns immer schneller mit immer mehr Neuerungen bestürmt“. Matena weiter: „Sich grundsätzlich davor zu verschließen - diese Versuchung mag nachvollziehbar sein, da sie Halt gibt. Dieses Verständnis ist aber auch gefährlich.“ Denn die Überzeugung, als Einziger die Wahrheit zu haben, sowie Dialogverweigerung könnten zu Radikalisierung und zu Gewalt als Durchsetzungsmittel führen.

KNA