Echt oder "Fake?"

Forscher untersuchen Glaubwürdigkeit von Cranachs Lutherporträts

Wie authentisch sind die Luther-Darstellungen von Lucas Cranach? Dieser Frage geht ein interdisziplinäres Forscherteam aus Nürnberg, Erlangen und Köln in einem neuen wissenschaftlichen Projekt nach, wie die Technische Hochschule Köln am Dienstag mitteilte. Untersuchungen zeigen, dass viele Porträts, die Cranach (1472-1553) von dem befreundeten Luther (1483-1546) gemacht hatte, demselben Schema unterliegen.

Wissenschaftler des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg, der Universität Erlangen-Nürnberg und der TH Köln erforschen im Rahmen des dreijährigen Projekts, wie glaubwürdig die Darstellungen sind, was zu repräsentativen oder gar manipulativen Zwecken eingesetzt wurde und welches Bild "echt und welches Fake" ist, wie es hieß. Moderne Erfahrungen im Umgang mit Bildern würden auf die Vergangenheit übertragen. Die Leibniz-Gemeinschaft fördert das Vorhaben mit knapp einer Million Euro.

Luther, "der erste Medienstar der Geschichte", sei auch dank Cranach so häufig wie kein anderer Zeitgenosse porträtiert worden, hieß es. Der Maler zeigte den Taufpaten seiner Kinder als frommen Mönch, als Junker Jörg, als Reformator oder als Ehemann mit seiner Frau Katharina von Bora. Mit wachsender Bekanntheit des außergewöhnlichen Kirchenmanns waren die Bilder immer gefragter.

Bekannt ist jedoch, dass Cranach Studien auf Papier nach der lebenden Person anfertigte und die Gemälde dann mit Werkstattmitarbeitern seriell produzierte. Da aber solche Studien für Luther nicht erhalten seien, stelle sich die Frage nach dem Ursprung der Bildnisse.

Im Rahmen des Projekts entsteht ein kritisches Werkverzeichnis von Cranachs frühen Luther-Bildern. Dazu sollen weltweit alle betreffenden Werke kunsttechnologisch untersucht, digital erfasst und nach Ähnlichkeit analysiert werden.

Im vergangenen Jahr hatte das Düsseldorfer Museum Kunstpalast in einer großen Cranach-Ausstellung sein Verhältnis zu Luther thematisiert. "Man kann Cranach mit Fug und Recht als Medienstrategen Luthers und der Reformation bezeichnen", sagte Kurator Daniel Görres damals. Was Luther theoretisch in seinen Schriften formulierte, habe Cranach in die Kunst übertragen.

KNA

31.01.2018 - Historisches