Gottesdienste weiter erlaubt

"Verantwortung und Augenmaß sind das Gebot der Stunde"

Gottesdienste an Weihnachten bleiben möglich. Doch nur ohne Gesang, mit Maske und unter Einhaltung weiterer Hygienevorschriften. Und Kirche wie Politik mahnen eindringlich zu allerhöchster Vorsicht.

Wird es an Weihnachten wieder leere Kirchen geben wie an Ostern? Und Gottesdienste allenfalls im Livestream? Für die Kirchen und viele Gläubige eine Horrorvorstellung. Doch dieser Kelch scheint an ihnen vorüberzugehen. Zumindest nach aktuellem Stand bleiben Gottesdienste erlaubt, wenn auch ohne Gesang und mit Maske auch am Platz. Aber wer weiß heute schon, was bis zum Fest selbst noch passieren wird?

Nicht ohne Grund mahnen alle zu höchster Vorsicht und warnen vor jeder Form von Leichtsinn. Angefangen bei Bundeskanzlerin Angela Merkel: Die Corona-Sicherheitsbestimmungen in den Gotteshäusern müssten strikt eingehalten werden, schrieb sie allen Religionsgemeinschaften ins Stammbuch.

"Verantwortung und Augenmaß sind das Gebot der Stunde", betonte auch der Sprecher der katholischen Bischofskonferenz, Matthias Kopp. Die katholische Kirche in Deutschland begrüße die "derzeitige Möglichkeit für die weitere Feier von Gottesdiensten zum jetzigen Zeitpunkt", sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) weiter: "Gleichzeitig rufen wir erneut zu äußerster Vorsicht und der strikten Einhaltung aller vorhandenen Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen auf."

Auch Kopp weiß genau, wie argwöhnisch viele in dieser Situation auf die Kirchen schauen: Warum dürfen diese offen bleiben, aber nicht Kinos, Theater, Museen, Gaststätten etc. - egal wie ausgeklügelt deren Hygienekonzepte sind? Auch der Hinweis auf den durch die Verfassung garantierten hohen Wert der Religionsfreiheit überzeugt längst nicht alle.

Was haben die Kanzlerin und die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten nun im Detail beschlossen? Trotz der am Sonntag verkündeten härteren Corona-Einschränkungen bleiben Gottesdienste auch über Weihnachten möglich. Dabei gelten unter anderem eine Maskenpflicht auch am Platz und ein Gesangsverbot. Unter Federführung des zuständigen Bundesinnenministeriums werde man die Details in Gesprächen mit den Kirchen und Religionsgemeinschaften klären, ergänzte Merkel.

Im gemeinsamen Beschluss steht wörtlich: "Gottesdienste in Kirchen, Synagogen und Moscheen sowie die Zusammenkünfte anderer Glaubensgemeinschaften sind nur unter folgenden Voraussetzungen zulässig: Der Mindestabstand von 1,5 Metern wird gewahrt, es gilt Maskenpflicht auch am Platz, der Gemeindegesang ist untersagt."

Bei Zusammenkünften, wo Besucherzahlen erwartet würden, die zu einer Auslastung der Kapazitäten führen könnten, sei zudem "ein Anmeldungserfordernis einzuführen" Bei den Gesprächen "innerhalb und mit den Glaubensgemeinschaften" gehe es darum, "im Lichte des weiteren Infektionsgeschehens zu geeigneten Regelungen für religiöse Zusammenkünfte zu kommen".

Sicher sei es für viele eine große Belastung, nur mit Maske und Anmeldung und ohne Gesang den Gottesdienst besuchen zu dürfen, betonte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU): "Aber gerade in der Kirche geht es um das Leben und den Schutz der Menschen, deshalb ist das gut vertretbar."

Zuvor hatte unter anderem Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der Katholiken (ZdK), erklärt, Gottesdienste müssten möglich bleiben. Ein Gesangsverbot, wie es etwa der Virologe Alexander Kekule und SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach gefordert hatten, sei dabei zu verkraften. Gerade mit Blick auf besonders Gefährdete und auf die, die keinen Platz in den Gottesdiensten erhielten, sei zudem Kreativität gefragt "mit Hausgottesdiensten, Gebeten, Gesang im Freien und anderem mehr". Einen "Lockdown der Seele" dürfe es jedenfalls nicht geben, wie es der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick formulierte.

In vielen Kirchen sind auch mehr Gottesdienste geplant als sonst. Aus Sicht des Vorsitzenden der katholischen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sind die Kirchen auf Weihnachten besser vorbereitet als im Frühjahr auf Ostern. Und auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, zeigte Verständnis für strengere Einschränkungen, "wenn der harte Lockdown notwendig ist, um Menschenleben zu schützen und die Ausbreitung des Virus zu begrenzen".

Gottfried Bohl/KNA

14.12.2020 - Corona , Gottesdienst , Weihnachten