Forderungen und Tipps

Hitze gefährlich für Alte und Kranke

Sonne satt: Was manche Menschen freut, kann für andere gefährlich werden. Die aktuelle Hitze in Deutschland ist Experten zufolge vor allem für kranke und alte Menschen ein Risiko. Der Ärzteverband Marburger Bund forderte daher einen Hitzeschutzplan und Aufklärung: "Die Politik muss ihre Anstrengungen für Schutzmaßnahmen in Hitzephasen deutlich ausbauen", sagte die Vorsitzende Susanne Johna.

"Städte und Kommunen brauchen Hitzeschutzpläne, damit sich Senioreneinrichtungen, Krankenhäuser und andere Einrichtungen des Gesundheitswesens besser auf Hitzewellen vorbereiten können, am besten geregelt durch einen nationalen Hitzeschutzplan", betonte sie. Wichtig sei auch, die Bevölkerung darüber zu informieren, wie sich Menschen in Hitzewellen verhalten sollten.

Patientenschützer verlangten mehr staatliche Gelder für Alten- und Pflegeheime. "Weder Kommunen noch Bund und Länder sind bereit, mit Milliarden-Investitionen einen Hitzeschutzschild wenigstens für Pflegeheimbewohner, Krankenhauspatienten und besonders gefährdete Menschen bereitzustellen", kritisierte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch.

Entscheidend sei die Finanzierung. Dabei geht es laut Brysch um wichtige Investitionen sowie um Bau- und Sanierungsmaßnahmen. Er forderte Bund und Länder auf, ein 25-Grad-Ziel für stationäre Einrichtungen zu garantieren. Bei den aktuell steigenden Temperaturen überböten sich Politik und Verbände mit Vorschlägen: "Doch es ist zu befürchten, dass am Donnerstag bei Erreichen sommerlicher Normaltemperaturen wieder alles vorbei ist."

Der Malteser Hilfsdienst gab Tipps insbesondere für ältere Menschen. Sie seien besonders gefährdet, da der Mechanismus der "Selbstkühlung" durch Schwitzen deutlich vermindert sein könne, erklärte Malteser-Bundesarzt Rainer Löb. Zudem nehme das Durstgefühl mit dem Alter ab, und in vielen Fällen bestehe auch durch Vorerkrankungen eine erhöhte Gefahr für einen lebensbedrohlichen Hitzschlag.

Kalte Flüssigkeiten seien ungeeignet, weil der Körper zu viel Energie darauf verwenden müsse, sie aufzuwärmen. Generell rät der Mediziner dazu, zwei bis drei Liter am Tag zu trinken, allerdings keinen Alkohol. Zudem gelte es, sich nicht der direkten Sonneneinstrahlung auszusetzen, sowie Fenster und Türen nur morgens und in der Nacht zum Lüften zu öffnen.

Die Hilfsorganisation Save the Children sieht Mädchen und Jungen als besonders gefährdet bei Hitze. Zudem trügen sie die Hauptlast der Klimakrise. Das gelte besonders für Kinder aus einkommensschwachen Familien und Geflüchtete, da sie seltener Zugang zu guter Gesundheitsversorgung und häufiger gesundheitliche Probleme hätten.

Laut einer Prognos-Studie im Auftrag des Bundeswirtschafts- und Klimaschutzministeriums kann Hitze auch große finanzielle Schäden verursachen: Schätzungsweise 35 Milliarden Euro Schäden entstanden demnach durch Hitze und Dürre in den Jahren 2018 und 2019.

Leticia Witte/KNA

19.07.2022 - Gesundheit , Politik , Senioren