Geplanter "Anne-Frank-ICE"

Jüdische Vertreter fordern von der Bahn Fakten zum Holocaust

Die Benennung eines ICE der Deutschen Bahn nach Anne Frank muss aus Sicht des Jüdischen Weltkongresses (WJC) mit Informationen über die Rolle der Bahn bei der Deportation der Juden im Zweiten Weltkrieg einhergehen. Dies könne etwa auf den Fahrplänen in den Zügen oder auf separaten Informationsblättern geschehen, heißt es in einem am Montag (Ortszeit) in New York veröffentlichten Brief von WJC-Präsident Ronald S. Lauder an Bahn-Chef Richard Lutz. Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland verlangt Auskünfte darüber.

Die Ankündigung der Bahn, einen Zug nach Anne Frank zu benennen, sei auf Widerstand gestoßen - „nicht zuletzt, weil Anne Frank in einem Zug der Reichsbahn nach Auschwitz deportiert wurde“, so Lauder. Sollte es zu der geplanten Benennung kommen, müsse ein entsprechender Kontext geschaffen werden. Man dürfe das junge Holocaust-Opfer „nicht einfach als große Deutsche ehren“. Die Benennung stehe vielmehr für das Schicksal von sechs Millionen Juden, die während der Nazi-Zeit ermordet wurden.

Die Deutsche Bahn hatte im Oktober angekündigt, einen Zug nach der durch ihr Tagebuch weltberühmt gewordenen Anne Frank zu benennen. Die Entscheidung war von vielen Seiten kritisiert worden.

Der Zentralrat der Juden erklärte, die Bahnfahrer müssten bei einer solchen Benennung über die Rolle der Reichsbahn im Nationalsozialismus informiert werden, so der Präsident des Zentralrats, Josef Schuster.

KNA

15.11.2017 - Deutschland , Historisches