Trotz steigender Belegung der Intensivbetten

Justizministerin gegen staatliche Richtlinien für Triage

Trotz steigender Belegung von Intensivbetten in deutschen Krankenhäusern lehnt es Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) weiter ab, Ärzten politische Empfehlungen zu geben, nach welchen Kriterien bei Engpässen welche Patienten zuerst eine medizinische Behandlung erhalten. "Ich kann Ihnen versichern, dass wir mit Hochdruck daran arbeiten und alles Menschenmögliche tun, dass es nicht zu dieser Situation kommt", sagte Lambrecht am Dienstag in der Sendung "Frühstart" bei RTL und ntv. Genau dafür gebe es die Corona-Einschränkungen.

"Wie soll denn ein Arzt entscheiden, wer es jetzt mehr verdient hat oder wer eher zu berücksichtigen wäre. Das darf nicht passieren", unterstrich die Justizministerin mit Blick auf die sogenannte Triage. Deswegen seien alle in der Politik gefordert, dafür zu sorgen, dass ausreichend Intensivbetten, Beatmungsgeräte und Personal da seien. So könne man die schwierige Situation einer Triage verhindern. "Ich wünsche mir, dass wir alle unser Engagement darauf lenken, dafür zu sorgen, dass es nicht dazu kommt, sondern dass jeder in diesem Land weiß, wenn ich stark erkranke, dann bekomme ich auch die notwendige medizinische Versorgung."

Der Begriff "Triage" bezeichnet in der Medizin eine Methode, um im Fall einer Katastrophe oder eines Notfalls bei Engpässen die Patienten auszuwählen, die zuerst eine medizinische Versorgung erhalten. Das Wort kommt aus dem Französischen und bedeutet übersetzt "Auswahl" oder "Sortieren".

In der Schweiz hatte es vergangene Woche eine Debatte über die Triage-Richtlinien der Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) gegeben. Dort war im März festgelegt worden, dass etwa im Falle überlasteter Intensivstationen Menschen über 85 Jahren nicht mehr aufgenommen werden dürfen. Diese Regelung wurde jetzt überarbeitet: Überprüft werden soll auch, wie selbstständig betroffene Senioren im Alltag noch sind. Können sie selbstständig leben, soll das Alter keine Rolle mehr spielen.

KNA

10.11.2020 - Corona , Medizin , Politik