Kurienkardinal Robert Sarah, Präfekt der Gottesdienstkongregation und einer der höchstrangigen Afrikaner der katholischen Weltkirche, wird am heutigen Montag 75 Jahre alt. Er erreicht damit jene Altersgrenze, in denen Bischöfe dem Papst nach dem Kirchenrecht ihren Amtsverzicht anbieten müssen. Seine fünfjährige Amtsperiode als Präfekt endete schon im November. Sie wurde von Franziskus weder förmlich verlängert noch beendet. Beobachter rechnen daher mit der Ernennung eines Nachfolgers in absehbarer Zeit.
Sarah ist der einzige Kurienkardinal in Leitungsfunktion, der den Kurs von Franziskus öffentlich kritisiert. Zu Jahresbeginn erschien ein Buch Sarahs zur Verteidigung des Pflichtzölibats, angekündigt mit dem emeritierten Papst Benedikt XVI. als Co-Autor. Das Buch erschien wenige Wochen, bevor Franziskus über den Vorstoß der Bischofssynode zum Amazonas befinden sollte, angesichts des pastoralen Notstands dort womöglich auch verheiratete Diakone zu Priestern weihen zu dürfen. Benedikts Privatsekretär Erzbischof Georg Gänswein dementierte jedoch eine Co-Autorenschaft.
Seine steile Kirchenkarriere machte Sarah vor allem unter Johannes Paul II. (1978-2005) und Benedikt XVI. (2005-2013). Geboren am 15. Juni 1945 in Ourous im westafrikanischen Guinea, wurde er 1969 in Conakry zum Priester geweiht; er studierte in Rom und Jerusalem. 1979 ernannte Johannes Paul II. den gerade 34-Jährigen zum Erzbischof von Conakry, als damals jüngsten Diözesanbischof der Welt.
2001 wechselte Sarah als Sekretär der Missionskongregation nach Rom. 2010 machte ihn Benedikt XVI. zum Präsidenten des Päpstlichen Rats Cor unum, einer Art vatikanischem Entwicklungsminister. Franziskus beförderte den konservativen Theologen im November 2014 zum Präfekten
der Gottesdienst- und Sakramentenkongregation, also zu seinem "Liturgieminister". In der Corona-Krise verwahrte sich Sarah mehrfach gegen liturgische Entgleisungen im Namen des Hygieneschutzes wie Segen per Weihwasserpistole oder geweihte Hostien zum Mitnehmen.
KNA