"Würde und Selbstbestimmung"

Kirche und Gewerkschaften dringen auf bessere Arbeitsbedingungen

Bessere Arbeitsbedingungen haben Kirchenvertreter und Gewerkschaften zum Tag der Arbeit gefordert. Papst Franziskus beklagte weltweite Arbeitslosigkeit. Diese sei „eine weltweite Tragödie unserer Zeit“, sagte das Kirchenoberhaupt am Mittwoch auf dem Petersplatz. Papst Pius XII. (1939-1958) hatte 1955 den 1. Mai zum Gedenktag Josef des Arbeiters erklärt.

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck erklärte, die Gesellschaft müsse Arbeit so organisieren, dass Leistung entlohnt werde und die Menschen davon leben könnten. Arbeit habe einen Wert an sich, weil sie „den Menschen in seiner Würde und Selbstbestimmung stärkt“, sagte er. Der Staat müsse eingreifen, „wo es nötig ist, und jenen helfen, die das nicht schaffen“.

Der Sozialbischof der Deutschen Bischofskonferenz warnte zugleich vor den möglichen Folgen der Digitalisierung. „Die Verunsicherungsphänomene nehmen zu“, betonte Overbeck. Gerade im Mittelstand, „dem Rückgrat unserer Gesellschaft und unseres Wohlstands“, änderten sich die geforderten Qualifikationen. Die Wirtschaft müsse neue Tätigkeiten für die Betroffenen finden, „anstatt den Kopf in den Sand zu stecken“.

Bereits jetzt sei es schwierig, Strukturen aufzubrechen, wenn Familien beispielsweise „seit drei, vier Generationen von Arbeitslosigkeit geprägt werden“. Für neu entstehende Arbeitsplätze seien Langzeitarbeitslose oft nicht qualifiziert. „Wir haben hier ein großes Bildungsproblem“, erklärte Overbeck.

Mehr Geld für Bildung sowie bessere Lern- und Arbeitsbedingungen forderte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Bundesweit fehlten in Kindertagesstätten rund 100.000 Erzieher, sagte die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe in Frankfurt. Auch an den Schulen seien Tausende Stellen nicht besetzt. Pädagogische Berufe müssten attraktiver werden - durch bessere Arbeitsbedingungen und eine höhere Bezahlung.

Der italienische Kardinal Angelo Bagnasco beklagte derweil die weiterhin hohe Arbeitslosigkeit in seiner Heimat. „Arbeit bleibt das erste Ziel, die erste Dringlichkeit in unserem Land“, sagte der Erzbischof von Genua laut Medienberichten. Ohne Arbeit sei es nicht möglich, Lebenspläne zu verwirklichen. Die Arbeitslosenquote in Italien lag nach jüngsten Angaben des italienischen Statistikamts Istat im März bei 10,2 Prozent - und damit höher als in vielen anderen europäischen Ländern.

Die Italienische Bischofskonferenz forderte in ihrer Botschaft zum 1. Mai mehr Investitionen in Bildung und eine bessere Einbeziehung von Menschen am Rande der Gesellschaft, um Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Der für soziale Fragen zuständige Erzbischof Filippo Santoro sagte dem Portal „Vatican News“, wichtig seien nicht nur Ausbildung und die Fähigkeit zur Teamarbeit, sondern es gehe auch um eine „Vertiefung der Menschenwürde“.

KNA

02.05.2019 - Gesellschaft , Papst , Verbände