ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe

Kirchen beklagen Klimawandel

Der Klimawandel hat im Zentrum des zweiten Tags der Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe gestanden. Der 1. September wird in zahlreichen Kirchen auch als "Tag der Schöpfung" begangen. Das Ehrenoberhaupt der Orthodoxie, Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, sagte in einer Videobotschaft zu den 4.000 Delegierten aus 120 Ländern, der Klimawandel sei die größte Bedrohung für die Erde. "Der wachsende, aber ignorierte Blutzoll der steigenden globalen Temperaturen wird die Zahl der Toten aller Infektionskrankheiten zusammen übertreffen, wenn der Klimawandel nicht gebremst wird", so der Patriarch, der sich seit Jahrzehnten für den Umweltschutz engagiert.

Auch Papst Franziskus wandte sich in einer Botschaft an die Vollversammlung, die von Kurienkardinal Kurt Koch auf Spanisch verlesen wurde. Darin rief der Papst die Christen weltweit zum Kampf gegen Ungerechtigkeit und soziale Spaltungen und zu mehr Engagement für Frieden auf. "Kriege, Diskriminierung, verschiedene Formen von Ungerechtigkeit und Spaltung dauern fort, auch unter Menschen christlichen Glaubens selbst. Die globalisierte Welt, in der wir leben, verlangt von uns ein gemeinsames Zeugnis des Evangeliums als Antwort auf die dringlichen Anforderungen unserer Zeit", so Franziskus in seinem Grußwort.

Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), die zu den Gastgebern des Welt-Treffens gehört, feierte am Nachmittag ihren jährlichen zentralen Gottesdienst zum "Tag der Schöpfung" auf dem Karlsruher Marktplatz. Er stand unter dem Motto "Die Liebe Gottes versöhnt und eint die leidende Schöpfung". Die Predigt hielt Bischof Athenagoras von Nazianzos von der Griechisch-Orthodoxen Erzdiözese von Amerika.

Unterdessen wies die russisch-orthodoxe Kirche die Kritik von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an ihrer Haltung zum Angriffskrieg gegen die Ukraine zurück. Sie warf Steinmeier zudem einen "unverhohlenen Druck" auf die Vollversammlung vor, weil er das Recht der russischen Kirche zur Teilnahme an dem ÖRK-Treffen infrage gestellt habe.

Der Bundespräsident hatte am Mittwoch in einem Grußwort vor der Vollversammlung scharf kritisiert, dass der orthodoxe Moskauer Patriarch Kyrill I. Russlands Krieg gegen die Ukraine rechtfertige. Der Außenamtschef des Moskauer Patriarchats, Metropolit Antonij, der die Delegation der russischen Kirche bei dem ÖRK-Treffen leitet, erklärte dazu auf der Internetseite des Patriarchats, Steinmeier habe "unbegründete Anschuldigungen" erhoben, "die alle humanitären Bemühungen des Moskauer Patriarchats im Zusammenhang mit der Konfrontation in der Ukraine völlig außer Acht ließen".

Die ÖRK-Tagung läuft noch bis 8. September. Am Freitag soll es erneut um den Ukraine-Krieg sowie um die Lage der Menschenrechte in Europa gehen.

KNA

02.09.2022 - Christen , Klimawandel , Ökumene