Kirchen verlieren weiter Mitglieder

Bätzing: "Es ist nichts schönzureden"

Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik gehört weniger als die Hälfte der Bundesbürger einer der beiden großen Kirchen an. Die katholische Kirche zählte im vergangenen Jahr 21.645.875 Mitglieder, wie aus der am Montag veröffentlichten Statistik der Deutschen Bischofskonferenz hervorgeht. Das entspricht rund 26 Prozent der Bevölkerung. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte bereits im März ihre Statistik veröffentlicht. Demnach zählte sie 19,72 Millionen Mitglieder, was einem Anteil von 23,5 Prozent entspricht.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sagte mit Blick auf die katholische Kirche, die Zahlen zeugten von einer tiefgreifenden Krise. "Es ist nichts schönzureden, und ich bin (...) zutiefst erschüttert über die extrem hohe Zahl von Kirchenaustritten." Mittlerweile vollzögen nicht nur Menschen den Austritt, die zu ihrer Pfarrei schon länger kaum Kontakt gehabt hätten: "Es mehren sich Rückmeldungen, dass Menschen diesen Schritt gehen, die bisher in den Pfarreien sehr engagiert waren."

Im vergangenen Jahr kehrten 359.338 Katholiken ihrer Kirche den Rücken. Damit wurde der bisherige Höchstwert aus dem Jahr 2019 deutlich übertroffen, als knapp 273.000 Katholiken austraten. Auch die EKD hatte Rekordwerte gemeldet. Im vergangenen Jahr traten demnach 280.000 Protestanten aus der Kirche aus. Die Zahl ihrer Mitglieder sank erstmals unter die 20-Millionen-Grenze auf 19,72 Millionen.

Christen bilden in Deutschland weiterhin die mit Abstand größte Religionsgemeinschaft. Knapp die Hälfte der Bevölkerung gehört einer der beiden großen Kirchen an.

KNA

27.06.2022 - Deutschland , Glaubensleben , Kirchen