Amtsantritt am 21. Juni

Künftiger Militärrabbiner Balla wirbt für mehr jüdische Soldaten

Der künftige Militärbundesrabbiner Zsolt Balla möchte in seinem neuen Amt dazu beitragen, dass vermehrt Juden Soldaten in der Bundeswehr werden. "Von unserer Seite werden wir alles tun, um zu zeigen, dass die heutige Bundeswehr auf der richtigen Seite der Weltgeschichte steht und dass sie sich zu Freiheit und Demokratie bekennt", sagte Balla in einem am Donnerstag verbreiteten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

"Aus meinen Erfahrungen in der Jugendarbeit weiß ich, dass es junge Juden gibt, die sich eine Karriere als Soldat vorstellen können. Wir hoffen, dass es hier in Deutschland trotz der Geschichte des Landes für Juden irgendwann normal wird, diesen Berufsweg einzuschlagen", sagte der sächsische Landesrabbiner und Gemeinderabbiner in Leipzig.

Zugleich könnten Streitkräfte "in der Tat ein Ort von Radikalisierung sein", gab Balla zu bedenken. Daher sei es für ihn und seine Kollegen eine weitere wichtige Aufgabe, im lebenskundlichen Unterricht für alle Soldaten auch präventiv gegen Antisemitismus vorzugehen. Auf diesem Feld gebe es sehr viel zu tun.

"Ich möchte, dass es in ein paar Jahren klar sein wird, dass die Bundeswehr ein Ort ist, an dem sich viele Menschen für demokratische Werte engagieren. Dasselbe sollte für die Streitkräfte in Europa und anderen Nato-Staaten gelten", betonte Balla. Seine neue Aufgabe betrachte er als "große Verantwortung, etwas Gutes für Deutschland und die Juden in Deutschland zu tun".

In einer historischen Entscheidung hatte der Bundestag im vergangenen Jahr den Weg für die jüdische Seelsorge in der Truppe freigemacht. Damit können Soldaten erstmals seit Ende des Ersten Weltkriegs wieder von einem Rabbiner betreut werden - 76 Jahre nach der Schoah. Balla tritt sein Amt am 21. Juni an.

An der Feierstunde in der Synagoge der Leipziger Israelitischen Religionsgemeinde wollen unter anderen Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, voraussichtlich Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sowie der evangelische und der katholische Militärbischof teilnehmen.

Balla zur Seite gestellt werden sollen weitere Militärrabbiner, insgesamt sind bis zu zehn geplant. Laut Schätzungen gibt es rund 300 jüdische Soldaten in der Bundeswehr. Das Amt des Militärbundesrabbiners ist auf fünf Jahre angelegt. Dies und seine Aufgaben als Leipziger Gemeinderabbiner und Landesrabbiner von Sachsen wird Balla künftig in Teilzeit ausüben. Auch wird er weiterhin ehrenamtlich im Vorstand der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland bleiben.

KNA

27.05.2021 - Judentum , Militär , Personalien