Misereor warnt:

Lage im Grenzgebiet um Exklave Melilla dramatisch

Das katholische Hilfswerk Misereor macht auf die dramatische Lage im marokkanischen Grenzgebiet zur spanischen Exklave Melilla aufmerksam. In den Gourougou-Bergen oberhalb der Stadt Nador lebten zwischen 4.000 und 5.000 Menschen unter unvorstellbaren Bedingungen in provisorischen Lagern. „Ihnen fehlt es buchstäblich an allem“, sagte Misereor-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Dienstag nach einem Besuch vor Ort. „Weil sie illegal sind, erhalten sie keinerlei Versorgung durch Hilfsorganisationen.“

Obwohl die Chance, nach Melilla und damit auf europäisches Gebiet zu gelangen, sehr gering und die Flucht lebensgefährlich sei, versuchten immer wieder größere Gruppen, die meterhohen Stacheldrahtzäune und Grenzposten zu überwinden. „Einige wenige schaffen das auch. Ein Großteil wird jedoch von den Sicherheitskräften brutal abgefangen.“ Andere verletzten sich an dem scharfen Draht oder brächen sich beim Sprung aus großer Höhe die Knochen.

Der Misereor-Geschäftsführer kritisierte sogenannte heiße Abschiebungen. Dabei werden Personen, die bereits spanisches Territorium erreicht haben, unverzüglich zurück nach Marokko abgeschoben, ohne in Europa um Asyl bitten zu können. Dies sei ein „klarer Verstoß gegen die Europäische Menschenrechtscharta“, so Bröckelmann-Simon. Derzeit sei auch der Europäische Menschenrechtsgerichtshof mit einem entsprechenden Fall befasst.

Bei Kritik an den Grenzposten dürfe man aber nicht vergessen, dass die Situation auch für diese extrem schwierig sei. „Im Grunde machen sie sich sowohl auf marokkanischer als auch auf spanischer Seite für die EU die Hände schmutzig.“

Bröckelmann-Simon forderte ein Umdenken beim Thema Migration. Es brauche legale Wegen in die EU etwa mit Hilfe von Arbeitsvisa. „Es reicht nicht, darauf zu setzen, die Bedingungen in den Herkunftsländern zu verbessern.“ Dies werde Jahre dauern „und das unmittelbare Problem an den Toren Europas nicht lösen“. Migration sei eine Konstante der Menschheitsgeschichte; es habe immer Menschen gegeben, die sich auf den Weg in eine andere Zukunft machen.

KNA

30.01.2018 - Flüchtlinge