Trend zur Selektion befürchtet

Losinger warnt vor Wandel der Gesellschaft durch Gentests

Der Augsburger Weihbischof Anton Losinger hat das "Nein" der katholischen Kirche zu vorgeburtlichen Tests auf das Down-Syndrom bekräftigt. Im Interview mit dem kirchlichen Kölner Internetportal domradio.de warnte er vor einem veränderten Menschenbild. Er halte es für problematisch, wenn ein genetischer Defekt als hinreichender Grund für eine Abtreibung gesehen werde: „Deswegen sehe ich es kritisch, die Tests als eine Kassenleistung freizugeben, die dann von der Allgemeinheit finanziert würde.“ Losinger war Mitglied des Deutschen Ethikrats.

Er verwies auf Studien, nach denen vorgeburtliche Tests, die auf genetische Defekte wie das Down-Syndrom hindeuten, in 90 Prozent der Fälle zu einer Abtreibung führen. Der Weihbischof warnte davor, dass immer neue genetische Tests den Wunsch nach einem perfekten Menschen bestärkten. Das werde das Menschenbild grundlegend verändern. Schon heute gerieten Eltern behinderter Kinder oft in Erklärzwang.

Losinger befürchtet auch einen Trend zur Selektion. Mit den Tests sei auch das Geschlecht sehr früh feststellbar. „Was passiert dann in Gesellschaften wie China und Indien, in denen Jungen bevorzugt werden? Werden Mädchen dann abgetrieben?“, sagte der Weihbischof. „Ich halte es für ein starkes Signal, zu sagen, der Mensch mit seinem Lebensrecht und seiner Würde wird auch dann akzeptiert, gefördert und geliebt, wenn er eine Behinderung mit sich trägt.“ Wie human eine Gesellschaft sei, zeige sich auch daran, wie sie mit den Schwächsten in ihrer Mitte umgehe.

Die Menschen müssten wissen, in welcher Gesellschaft sie leben wollen, betonte Losinger. Zudem gebe es für werdende Eltern auch das Recht auf Nichtwissen und die freie Entscheidung, ein behindertes Kind anzunehmen.

KNA

10.04.2019 - Bischöfe , Familie , Lebensschutz