Weißrussland

Lukaschenko bestätigt Einreiseverbot für Minsker Erzbischof

Der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko hat ein Einreiseverbot für den Minsker Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz in das Land bestätigt. Er begründete es am Dienstag in Minsk laut der staatlichen Nachrichtenagentur Belta damit, dass der Bischof plötzlich nach Polen ausgereist sei und dort bei Konsultationen "bestimmte Aufträge" bekommen habe.

"Wir wollen die Angelegenheit untersuchen", sagte Lukaschenko. "Wenn alles in Einklang mit dem Gesetz ist, werden wir entsprechend handeln." Kondrusiewicz sei nicht als einziger in die Liste der Personen aufgenommen worden, die nicht nach Weißrussland einreisen dürften, jedoch eine "bekanntere Person".

Kondrusiewicz war am Montag nach einem etwa einwöchigen Aufenthalt in Polen vom weißrussischen Grenzschutz die Wiedereinreise in sein Heimatland verweigert worden. Man habe ihn ohne Begründung am Grenzübergang Kuznica/Bruzgi abgewiesen, obwohl er Weißrusse sei, sagte der Erzbischof. Sein Sprecher Jury Sanko sagte, Kondrusiewicz habe sich in Polen zu einem pastoralen Arbeitsbesuch aufgehalten und dort mehrere Messen gefeiert.

In einer am Dienstag auf dem Kirchenportal catholic.by veröffentlichten Erklärung bezeichnete der Erzbischof seine Abweisung an der Grenze als "vollkommen unverständlich". Im weißrussischen Gesetz heiße es ausdrücklich, das Recht der Staatsbürger, in die Republik Weißrussland einzureisen, "könne nicht eingeschränkt werden".

In der aktuellen Krise habe er zu Dialog und Versöhnung aufgerufen. Das werde er auch weiter tun, betonte Kondrusiewicz. "Ich möchte auf keinen Fall, dass die ungerechtfertigte und gesetzwidrige Entscheidung des Grenzschutzes die angespannte Lage in unserem Vaterland noch verschärft." Er habe das staatliche Grenzkomitee gebeten, die Entscheidung aufzuheben, ihn nicht nach Weißrussland zurückkehren zu lassen, teilte der Erzbischof mit.

Lukaschenko wies den Vorwurf einer Unterdrückung von Kirchen im Land zurück. Er werde keinen Angriff auf irgendeine Kirche in Weißrussland dulden, sagte er. Jeder Weißrusse könne Gotteshäuser besuchen. "Wir haben keine Kirchen geschlossen, auch nicht wenn sie in Anti-Lukaschenko- und Anti-Staats-Propaganda verwickelt waren", unterstrich der Präsident. "Im Gegenteil, wir versuchen sie zu unterstützen und zu schützen."

In Minsk versammelten sich am Montagabend etwa zwei Dutzend Menschen vor der katholischen Kathedrale und solidarisierten sich mit Kondrusiewicz. Sie hielten Fotos des Erzbischofs und Zettel mit Buchstaben in ihren Händen, die zusammen das Wort "Wir warten" ergaben, wie unabhängige Medien berichteten. Die Polizei habe die Demonstration aufgelöst.

Die katholische Kirche in Weißrussland erlebt seit gut einer Woche staatliche Repressionen. Der staatliche Hörfunk brach an den vergangenen beiden Sonntagen mit der langen Tradition, die Messe aus der Minsker Kathedrale live zu übertragen. Mit der Streichung des Gottesdienstes aus seinem Programm will der Sender laut Beobachtern ausschließen, dass mögliche Kritik an der Staatsführung ausgestrahlt wird. Vor knapp einer Woche sperrten Polizisten der Spezialeinheit Omon rund 100 Menschen für etwa 40 Minuten in einer katholischen Kirche am zentralen Unabhängigkeitsplatz ein. Darunter waren Dutzende friedliche Demonstranten, die dorthin vor der Spezialeinheit geflohen waren.

Lukaschenko hatte den Kirchen zuvor mit Konsequenzen gedroht, wenn sie sich in die Politik einmischten. "Der Staat wird dem nicht gleichgültig zusehen", warnte er. Geistliche, die die Demokratiebewegung unterstützten, sollten sich "schämen". Politik sei in Kirchen fehl am Platz. Dort solle nur gebetet werden.

KNA

01.09.2020 - Bischöfe , Politik , Weißrussland