Trotz Pandemie-Einschränkungen

Mehrere Tausend Teilnehmer bei "March for Life" in den USA

Trotz Einschränkungen durch die Corona-Pandemie haben am Freitag (Ortszeit) mehrere Tausend Anhänger der Lebensschutzbewegung in den USA am diesjährigen "March for Life" teilgenommen. Die Kundgebung, die entlang der National Mall in Washington verlief, stand unter dem Zeichen einer möglichen Aufhebung des Grundsatzurteils "Roe vs. Wade" von 1973.

Damals hatten die Richter entschieden, dass staatliche Gesetze, die Abtreibungen verbieten, gegen die Verfassung der Vereinigten Staaten verstoßen. Seither sind in den meisten US-Bundesstaaten Abtreibungen nahezu uneingeschränkt möglich. Nach 49 Jahren hoffen die US-Abtreibungsgegner darauf, dass das oberste Gericht der USA diese Entscheidung abschwächt oder kippt.

Der in der katholischen US-Bischofskonferenz für die Lebensschutzbewegung zuständige Erzbischof William E. Lori hatte unmittelbar vor der Kundgebung Christen dazu aufgerufen, am Jahrestag der Gerichtsentscheidung "zu beten, zu fasten und für den Tag zu arbeiten, an dem das Geschenk jedes menschlichen Lebens gesetzlich geschützt und in Liebe willkommen ist".

Auch Kardinal Sean P. O'Malley aus Boston machte den Lebensschützern Mut. Er verglich in einem Gottesdienst zum Auftakt des Marschs das Anliegen der Abtreibungsgegner mit den berühmten Worten Martin Luther Kings von 1963: "Ich habe einen Traum". Es könne lange dauern, bis Träume Wirklichkeit werden, fügte er hinzu.

Die Präsidentin der Lebensschutzorganisation "Susan B. Anthony List", Marjorie Dannenfelser, hatte die diesjährige Kundgebung als die hoffnungsvollste seit Langem bezeichnet. Die Präsidentin von "Students for Life of America", Kristan Hawkins, sagte: "In der Pro-Life-Bewegung herrscht das Gefühl vor, dass etwas sehr Großes bevorsteht."

Die Pro-Life-Aktivisten berufen sich dabei auf den Umgang des Supreme Court mit restriktiven Anti-Abtreibungsgesetzen in den vergangenen Monaten. Sowohl ein Gesetz aus Texas als auch eines aus Mississippi verbieten Abtreibungen deutlich vor der Lebensfähigkeit eines Fötus außerhalb des Mutterleibs. In beiden Fällen hatte der Supreme Court entschieden, die Rechtsprechung zunächst aufrechtzuerhalten.

In den vergangenen Jahren sei der religiöse Aspekt des Marsches vorwiegend durch Evangelikale und Katholiken innerhalb der Pro-Life-Bewegung in Erscheinung getreten, zitiert die "Washington Post" die Historikerin Mary Ziegler. Auffallend sei, dass die Betonung des Glaubens "von vielen in der Bewegung begrüßt wird". Die Rolle der Religion habe zudem dadurch eine neue Bedeutung erhalten, dass mit Präsident Joe Biden zwar ein Katholik im Weißen Haus sitze, dieser die geltende Abtreibungsregelung allerdings bewahren wolle. Einige US-Bischöfe hatten Biden deswegen als ein gefährliches Vorbild für Katholiken bezeichnet.

KNA

24.01.2022 - Lebensschutz , Recht & Gesetz , USA