Nachteile für arme Kinder

Paritätischer Wohlfahrtsverband fordert Kindergrundsicherung

Der Paritätische Wohlfahrtsverband warnt eindringlich vor Nachteilen für Kinder aus armen Familien. Ein gleichberechtigtes Aufwachsen sei für Kinder in Haushalten mit wenig Einkommen nicht möglich, sagte Andreas Aust von der Paritätischen Forschungsstelle am Donnerstag anlässlich der Veröffentlichung einer Studie zur Einkommensungleichheit von Familien.

Die ärmsten zehn Prozent der Paarhaushalte mit einem Kind geben der Untersuchung zufolge im Schnitt nur 364 Euro im Monat für ihr Kind aus, die reichsten zehn Prozent dagegen 1.200 Euro. Im Durchschnitt aller Familien liegen die Ausgaben bei rund 600 Euro.

Für die Studie wurden Daten der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe des Statistischen Bundesamts für die Jahre 2003, 2008 und 2013 ausgewertet. Danach ist die Kluft zwischen armen und reichen Familien innerhalb von zehn Jahren gewachsen, kritisierte der Paritätische. Neuere Daten der repräsentativen Erhebung zu Einnahmen und Ausgaben von Haushalten liegen noch nicht vor.

Bei der Freizeitgestaltung wurde der Unterschied zwischen armen und reichen Familien der Studie zufolge im Laufe der Zeit größer. Die ärmsten Haushalte gaben 2013 pro Kind nur 44 Euro im Monat für Spielzeug, Zoo-Besuche, Eis & Co. aus. Beziehe man die Preisentwicklung mit ein, seien das sogar fast 30 Prozent weniger als zu Beginn des Vergleichszeitraums, hieß es. In den reichsten Familien stiegen die Ausgaben hingegen um fast 15 Prozent auf 257 Euro - fast sechs Mal so viel. Die durchschnittliche Familie lag bei 123 Euro.

Der Wohlfahrtsverband fordert unter anderem eine Kindergrundsicherung. Dafür sprechen sich viele weitere Verbände und auch SPD, Linke und Grüne aus.

Der familienpolitische Sprecher der Unionsbundestagsfraktion, Marcus Weinberg (CDU), kritisierte hingegen, die Studie berücksichtige nicht die am Donnerstag in Kraft getretenen Erhöhungen beim sogenannten Bildungs- und Teilhabepaket für Familien mit geringem Einkommen. Diese seien "eine zielgenaue Antwort auf die erkannten Defizite".

Konkret erhalten betroffene Familien mehr Geld für Schulmaterial und Sportverein oder Musikschule. Die Kinderbetreuung ist für arme Familien kostenlos, ebenso wie das Mittagessen in Kita und Schule oder die Fahrt mit Bahn und Bus zur Schule. Bei Bedarf gibt es kostenfreie Lernförderung.

SPD-Fraktionsvize Katja Mast sagte, es brauche weitere Bausteine, um an die Wurzel des Übels zu kommen. Dazu gehörten Kinderrechte im Grundgesetz, eine Kindergrundsicherung und weniger Erwerbsarmut von Eltern durch einen höheren Mindestlohn von zwölf Euro.

Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, forderte einen besseren Zugang zu Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket sowie kostenlos zugängliche Angebote für die Betreuung und Freizeit. Damit Eltern auch ihre Kinder finanziell absichern könnten, bedürfe es der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, fair bezahlter Arbeit, Ganztagsbetreuung, bezahlbarer Mieten und der Eindämmung von Leih- und Zeitarbeit.

KNA

02.08.2019 - Deutschland , Kinder , Politik