Nach jüngsten antisemitischen Vorfällen

Neues Miteinander der verschiedenen Religionen gefordert

Ein Umdenken durch ein größeres Miteinander und einen täglichen Aufstand der Anständigen fordern Raed Saleh, der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin, und Yehuda Teichtal, der Gemeinderabbiner der jüdischen Gemeinde zu Berlin. Denn gegenwärtig komme es in Deutschland "täglich zu Angriffen auf Menschen, weil sie als anders wahrgenommen werden", schreiben sie in einem Beitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".

Am heutigen Freitagabend findet nach dem Angriff auf Teichtal in Berlin ein Solidaritätsgebet statt, an dem auch Außenminister Heiko Maas (SPD) teilnimmt. Teichtal war Ende Juli gemeinsam mit seinem Kind wegen seines Jüdischseins auf der Straße bespuckt und auf Arabisch beschimpft worden. Auch in München wurden in den vergangenen Tagen zwei antisemitische Vorfälle bekannt.

"Wir brauchen eine Strategie, wie wir mit der wachsenden Ablehnung des Anderen, des Ungewohnten umgehen wollen", heißt es weiter in dem Beitrag. Wie die Juden würden auch Muslime permanent und überall angepöbelt, ausgegrenzt und beschimpft. Kippas würden vom Kopf geschlagen und Kopftücher vom Kopf gerissen. "Wegen tief sitzender Vorurteile." Damit müsse Schluss ein. "Wir brauchen mehr als regelmäßig abgespulte Solidaritätsbekundungen, die ohne Konsequenz bleiben", fordern Saleh, der selbst Muslim ist, und Teichtal.

Unterdessen übte die frühere Bundesfamilienministerin Kristina Schröder scharfe Kritik am Islam. Der Islam hat sich noch nicht aufgeklärt", schreibt die CDU-Politikerin in einem Beitrag in der "Welt". Damit unterscheide er sich fundamental vom Christentum. Dieses habe seit Humanismus, Aufklärung und Reformation eine Interpretation des christlichen Glaubens entwickelt, "die komplementär mit den westlichen Vorstellungen von Demokratie und Rechtsstaat harmonisierte". Diese Entwicklung fehle im Islam. Besonders der Ehrbegriff im Islam sei problematisch, so die CDU-Politikerin. Die "befleckte Familienehre" werde oft auch mit Gewalt verteidigt.

KNA