Opferhilfeverein Weißer Ring:

Gewalt in Kindererziehung nicht verharmlosen

Der Opferhilfeverein Weißer Ring wendet sich gegen Gewalt und Erniedrigung in der Erziehung von Kindern. Das sei nicht zu tolerieren und dürfe auch nicht verharmlost werden, erklärte die Bundesgeschäftsführerin Bianca Biwer in Mainz. Anlass ist der heutige Tag der gewaltfreien Erziehung.

Zwar seien die meisten Eltern in Deutschland „glücklicherweise dazu fähig, ihre Kinder ohne den Einsatz von Misshandlungstaten zu selbstständigen und selbstbewussten Menschen zu erziehen“, erklärte Biwer. Dennoch sei die Zahl derer, „die vom vermeintlich harmlosen Klaps bis hin zum dauerhaften Liebesentzug zu Gewalt im Umgang mit ihren Kindern greifen“, zu hoch.

Der Weiße Ring forderte Zivilcourage, wenn Menschen Zeugen einer Misshandlung werden. Sie sei in allen gesellschaftlichen Milieus und meistens im familiären Kontext zu finden. „Schläge, Ablehnung, psychischer Druck, Vernachlässigung - das Delikt, das mit Haftstrafen von sechs Monaten bis zu zehn Jahren strafbedroht ist, äußert sich in vielen Formen, unter denen die Betroffenen auch noch viele Jahre später massiv leiden können“, betonte der Verein.

Auch seien die Ursachen der Gewalt vielfältig. „Stress und Konflikte, Armut und das Fehlen von Korrektiven, eigene Gewalterfahrungen als Kind oder Verharmlosung von körperlicher Züchtigung: Wenn Erwachsene Kinder misshandeln, stehen oftmals Hilflosigkeit und Überforderung dahinter.“ Biwer erklärte zugleich: „Aber all diese Faktoren können auch in Summe ganz sicher nicht als Entschuldigung oder Ausrede für Kindesmisshandlung gelten.“ Es sei gesetzlich festgeschrieben, dass Kinder ein Recht auf gewaltfreie Erziehung haben. „Wer das nicht leisten kann, muss sich professionelle Hilfe holen“, forderte Biwer. Unterstützung könne zum Beispiel auch der Weiße Ring geben.

Unter Berufung auf die Polizeiliche Kriminalstatistik verweist der Verein auf 4.180 Menschen im Alter bis 14 Jahren, die 2018 bundesweit Opfer von Kindesmisshandlung geworden sind. 42 Prozent von ihnen seien Mädchen gewesen. Außerdem müsse von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden. „Es macht betroffen zu sehen, dass sich die Fallzahlen von Kindesmisshandlung seit vielen Jahren auf nahezu unverändert hohem Niveau bewegen“, beklagte Biwer.

KNA

30.04.2019 - Erziehung , Familie , Kinder