Tag der Deutschen Einheit

Ost-Bischof Neymeyr ruft Westdeutsche zu mehr Wertschätzung auf

Zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober hat Erfurts katholischer Bischof Ulrich Neymeyr die Westdeutschen zu mehr Wertschätzung des Ostens aufgerufen. "Welch große Leistung der Ostdeutschen es war, eine Diktatur mit einer friedlichen Revolution abzuschütteln und eine neue Gesellschaftsordnung aufzubauen", sagte Neymeyr im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Zum diesjährigen Tag der Deutschen Einheit finden die zentralen Feierlichkeiten samt ökumenischem Festgottesdienst in Thüringens Landeshauptstadt statt.

Neymeyr hob hervor, Deutschland sei "kein gespaltenes Land" mehr. "Unüberwindbare Differenzen sehe ich eigentlich zwischen Ost und West nicht. Vielleicht braucht es aber manchmal ein bisschen mehr innere Gelassenheit beim Umgang miteinander." Zur Akzeptanz gehöre zudem die Kenntnis des anderen und seiner anderen Geschichte. "Ich freue mich über jeden Westdeutschen, der sich aufmacht, Ostdeutschland und seine Menschen kennenzulernen. Und ich erlebe leider viele, die noch nie hier waren, in den 'neuen' Bundesländern - wie man sie übrigens auch nicht mehr bezeichnen sollte", sagte Neymeyr.

Obwohl in Deutschland nur noch weniger als die Hälfte der Bevölkerung Christen sind, hält der Bischof einen Gottesdienst zum Tag der Deutschen Einheit weiter für sinnvoll: "Wir haben im Grundgesetz gleich zu Beginn den Gottesbezug - in Verantwortung vor Gott und den Menschen - und von daher ist es auch gerechtfertigt, den Nationalfeiertag mit einem Gottesdienst zu beginnen." Wichtig sei aber, diesen so zu gestalten, dass auch Nicht-Gläubige ihn mitfeiern könnten und sich eingeladen fühlten.

Der zentrale ökumenische Gottesdienst zum Tag der Deutschen Einheit findet im Erfurter Dom statt. Neymeyr hält ihn zusammen mit dem Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer.

KNA