Päpstliches Schreiben zur Amazonas-Synode

Zölibat bleibt, Weiheämter für Frauen keine Lösung

Papst Franziskus betont in seinem heute Mittag veröffentlichten Schreiben zur Amazonas-Synode, dass die Region der Unterstützung der Weltkirche bedarf. Doch weder eine Neuregelung des Zölibats noch die Einführung des Frauenpriestertums scheinen ihm diesbezüglich eine Lösung zu sein.
Das Schreiben trägt den Titel „Querida Amazonia“, auf Deutsch etwa „Geliebtes Amazonien“. Es richtet sich an die Bewohner Lateinamerikas, betrifft jedoch die Gläubigen weltweit. Es ist kein Beschlussdokument. Der Papst führt keine neuen kirchlichen Ämter ein und ändert auch nicht die Regeln für das Priesteramt.
Wer denkt, Franziskus habe seine Haltung zum Zölibat oder zur Rolle der Frau in der Kirche wegen des jüngsten Buchs von Kardinal Robert Sarah geändert, täuscht sich. Wie enge Mitarbeiter des Papstes unserer Zeitung sagten, hatte dieser das Schreiben bereits am 27. Dezember beendet und an den Päpstlichen Haustheologen sowie die Glaubenskongregation zur Durchsicht übergeben – drei Wochen vor Erscheinen des Sarah-Buches.
„Der Papst will von uns, dass wir Raum für Gottes Handeln lassen und uns nicht durch Marketingstrategien leiten lassen“, sagt ein Vatikan-Kenner. Bei der Synode hatten unter anderem die religiösen Symbole der Indigenen für Aufsehen gesorgt. Dazu spricht Franziskus jetzt Klartext: Es sei durchaus möglich, ein indigenes Symbol zu erhalten, „ohne es notwendigerweise als götzendienerisch einzustufen“. Dasselbe gelte für einige religiöse Feste, die allerdings einen „Reinigungsprozess“ erforderten.
Eine weitere wichtige Passage befasst sich mit der Liturgie. Die Sakramente „müssen allen zugänglich sein, besonders gilt dies für die Armen“. Die Kirche könne nicht zu einem „Zollhaus“ werden, in dem man Sakramente steril behandelt.
Damit verbunden ist das Thema der „Inkulturation der Ämter“, auf das die Kirche eine „mutige“ Antwort geben müsse, damit „eine größere Frequenz der Eucharistiefeier“ garantiert wird. Jedoch könne nur der Priester der Eucharistie vorstehen. Der Heilige Vater lädt diejenigen ein, die „eine missionarische Berufung zeigen“, eine Priesterausbildung anzustreben. Doch auch Laien müssten „wichtige Aufgaben“ übernehmen. Nur durch „einen prägnanten Protagonismus der Laien“ werde die Kirche in der Lage sein, auf die „Herausforderungen des Amazonas“ zu reagieren. Konkrete Vorschläge unterbreitet der Papst hierzu nicht.
Franziskus betont zudem, dass sich einige Gemeinden im Amazonasgebiet nur „dank der Anwesenheit starker und großzügiger Frauen“ erhalten haben. Eine „Klerikalisierung der Frauen“ lehnt er jedoch ab. Stattdessen sollen neue Frauendienste entwickelt werden. Frauen sollten im Amazonasgebiet auch Entscheidungen zum kirchlichen Gemeindeleben treffen können.
Am Schluss lädt Franziskus dazu ein, „eine Kirche mit einem Gesicht des Amazonas zu entwickeln“, und zwar durch eine „große missionarische Verkündigung“. Es reiche nicht aus, eine „soziale Botschaft“ zu überbringen. Die indigenen Völker hätten „ein Recht auf die Verkündigung des Evangeliums“, sonst werde „jede kirchliche Struktur“ säkularisiert. Das sei auf jeden Fall zu vermeiden.

Mario Galgano

12.02.2020 - Amazonien , Papst , Zölibat