Kritik an Militärschlag

Papst ruft zu Frieden in Syrien auf

Nach dem Militärschlag der USA, Frankreichs und Großbritanniens gegen Syrien mehren sich Rufe nach einer friedlichen Lösung des Konflikts. Papst Franziskus zeigte sich am Sonntag beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz "tief beunruhigt". Er appellierte an die Verantwortlichen, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Er bete weiter für den Frieden und bitte alle Menschen guten Willens, dies ebenfalls zu tun.

Als Reaktion auf einen syrischen Giftgas-Angriff auf die Stadt Duma vor einer Woche hatten die drei westlichen Militärmächte am frühen Samstagmorgen ein chemisches Forschungslabor bei Damaskus, eine Giftgas- Lagerstätte bei Homs sowie einen Kommandoposten bei Aleppo aus der Luft angegriffen.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker betonte, der Einsatz chemischer Waffen sei unter allen Umständen auf das Schärfste zu verurteilen. Die Staatengemeinschaft habe die Verantwortung, diejenigen, die solche Waffen trotzdem einsetzten, zu identifizieren und zur Rechenschaft zu ziehen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nannte den Militäreinsatz "notwendig und erforderlich".

Besorgt zeigte sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: Nun bestehe "zum ersten Mal die ernste Gefahr der direkten Konfrontation amerikanischer und russischer Waffensysteme auf syrischem Boden", sagte er der "Bild am Sonntag". Er appellierte an Washington und Moskau, einen neuen Anlauf für eine Friedensinitiative für Syrien zu starten.

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. sprach laut eigenen Angaben am Wochenende mit Papst Franziskus und anderen Kirchenvertretern über mögliche gemeinsame Initiativen, um den Krieg in Syrien zu beenden und weitere Opfer zu vermeiden. Er führe einen "friedensstiftenden Dialog" ohne politische Interessen, betonte das russische Kirchenoberhaupt.

Die beiden großen Kirchen in Deutschland mahnten, Militärschläge seien keine Lösung. "Dieser Krieg muss
ein Ende haben", forderte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, rief die Großmächte auf, endlich Wege zu finden, "die die Gewalt überwinden".

In Syrien und den Nachbarstaaten mehren sich unterdessen Befürchtungen, wonach sich die Situation weiter zuspitzen könnte. "Erst war es nur ein Stellvertreterkrieg. Jetzt bekämpfen sich die Hauptakteure", kommentierte der für das syrische Aleppo zuständige katholische Bischof Georges Abou Khazen die Lage.

Die drei in Damaskus residierenden Patriarchen - der antiochenisch-orthodoxe Patriarch Youhanna X., sein syrisch-orthodoxer Amtsbruder Ignatius Aphrem II. und der Patriarch der melkitischen griechisch-katholischen Kirche Joseph Absi - verurteilten die "brutale Aggression der USA, Frankreichs und Großbritanniens gegen unsere geliebte Heimat" scharf.

Die "Unterstellungen" der USA und anderer Staaten, wonach die syrische Armee Giftgaswaffen einsetze und Syrien solche Waffen besitze und benütze, seien ungerechtfertigt und könnten sich nicht auf "ausreichende und klare" Beweise stützen

In Israel fiel die Reaktion auf die Militärschläge der drei westlichen Mächte vergleichsweise zurückhaltend aus. Zustimmung kam allerdings von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Damit sei die nach früheren syrischen Giftgas-Einsätzen angekündigte rote Linie durchgesetzt worden. 

KNA

16.04.2018 - Ausland , Nahost , Papst