Schon neue Reisepläne

Papst Franziskus von Irak-Besuch zurückgekehrt

Nach seiner viertägigen Irak-Reise ist Papst Franziskus am Montag wieder in Rom eingetroffen. Am Morgen war das katholische Kirchenoberhaupt von Staatspräsident Barham Salih verabschiedet worden. Kurz nach dem Start des Flugzeugs dankte Franziskus in einem Telegramm dem irakischen Volk für die "großzügige Gastfreundschaft". Er bitte Gott um Frieden, Einigkeit und Wohlstand für die ganze Nation.

Der 84-Jährige ist der erste Papst, der den Irak besuchte. Er hielt sich seit Freitag in dem islamisch geprägten Krisenstaat auf. In mehreren Teilen des Landes trat Franziskus für interreligiöse Verständigung ein. Deutlich verurteilte er Gewalt und Terror im Namen von Religion.

US-Präsident Joe Biden wertete die Irak-Reise des Papstes als "historisch". Sie habe die "wichtige Botschaft" vermittelt, dass "Geschwisterlichkeit haltbarer ist als Brudermord, Hoffnung machtvoller als der Tod und Frieden stärker als Krieg", heißt es in einem vom Weißen Haus verbreiteten Statement. Es sei "ein Hoffnungssymbol für die ganze Welt gewesen" zu sehen, wie Franziskus alte religiöse Stätten besuchte, Großajatollah Ali al-Sistani traf und in Mossul für die Opfer von Krieg und Terror betete.

Der Papst selbst sieht in seiner Begegnung mit dem Großajatollah einen wichtigen Schritt zur Verständigung der Religionen; weitere würden folgen. Zur Frage, ob die Begegnung mit dem angesehenen Geistlichen im Irak auch ein Signal für den schiitischen Iran enthalte, antwortete Franziskus auf dem Rückflug, es sei eine "universale Botschaft" gewesen.

"Ich verspürte die Pflicht zu dieser Pilgerfahrt des Glaubens und der Buße", sagte der Papst. Er habe in al-Sistani "einen Großen, einen Weisen" und einen "Mann Gottes" treffen wollen. Er nannte den 90-Jährigen einen "demütigen" Mann, der seit zehn Jahren keine politischen Besucher empfange. Das Treffen habe ihm "in der Seele gutgetan", erklärte Franziskus. Um einen Schritt auf andere zuzugehen, müsse man auch Risiken eingehen, räumte Franziskus ein. Es handle sich aber nicht um eine Laune, sondern um die Linie, die das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) vorgebe.

Der Papst verteidigte seine Entscheidung, trotz der Pandemie in den Irak zu reisen. Er habe "viel darüber nachgedacht, viel gebetet". Ausschlaggebend war nach seinen Worten "die Sorge um die Menschen". Als maßgeblich nannte er auch die "erschütternden" Berichte über das Schicksal der Jesiden, die unter den Terrormilizen des "Islamischen Staates" (IS) besonders zu leiden hatten. Franziskus räumte auch ein, dass ihn das dreitägige Programm Kraft gekostet habe: "Diese Reise hat mich wesentlich mehr erschöpft als die anderen", sagte er unter Verweis auf sein Alter.

Angesichts der verwüsteten Kirchen und Moscheen im nordirakischen Mossul habe er keine Worte, sagte der Papst. Vorwürfe erhob er gegen jene, die die Milizen ausrüsteten. "Wer verkauft die Waffen? Wer ist verantwortlich?", fragte Franziskus. Er verlange von Waffenhändlern wenigstens die Ehrlichkeit, dies zuzugeben. Stark berührt habe ihn das Zeugnis einer Mutter, deren Kind bei den ersten Bombardierungen des IS ums Leben gekommen sei. "Sie sagte ein Wort: Ich vergebe", erklärte Franziskus. "Wir haben dieses Wort verloren. Vergeben, den Feinden vergeben, das ist das reine Evangelium."

Nach seinem Besuch im Irak stellte der Papst auch eine Reise in den Libanon in Aussicht. Das Land befinde sich "in einer existenziellen Krise", sagte Franziskus auf dem Rückflug. Der dortige Patriarch Bechara Rai habe einen Zwischenstopp in Beirut im Rahmen der Irak-Reise vorgeschlagen. Franziskus hielt dagegen, dies scheine ihm zu wenig "angesichts des Problems eines Landes, das leidet wie der Libanon".

Auch will Franziskus Mitte September den Eucharistischen Weltkongress im ungarischen Budapest besuchen und dort die Abschlussmesse feiern. Es handle sich aber nicht um einen offiziellen Staatsbesuch. Zudem stellte er eine Visite in der benachbarten Slowakei in Aussicht.

Franziskus bekräftigte zudem vor mitreisenden Journalisten, dass er auch nach einem möglichen Amtsverzicht nicht in sein Heimatland Argentinien zurückkehren würde. Er werde in seiner Diözese Rom bleiben. "Ich war 76 Jahre in Argentinien - das reicht, nicht wahr?", scherzte der Papst. Spekulationen über eine Abneigung gegen sein Heimatland widersprach er; man dürfe keine "Fantasien von Patriaphobie" anstellen.

KNA

08.03.2021 - Nahost , Papst , Reise