Libanon

Patriarch Rai warnt vor Zusammenbruch

Der maronitische Patriarch Kardinal Bechara Rai warnt vor einer Geiselnahme des libenesischen Staates durch einzelne Politiker oder Interessengruppen. „Der vom libanesischen Volk getragene Aufstand ist historisch und ist keiner einzelnen Religionsgruppe vorbehalten“, sagte er laut Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur NNA zum Auftakt eines Treffens der katholischen Patriarchen und Bischöfe.

Die Menschen im Libanon hätten gezeigt, „dass ihre Eigenschaft als Bürger über jeder anderen Zugehörigkeit steht und damit das grundlegende Fundament wiederbelebt, auf dem die libanesische Regierung ursprünglich gegründet wurde“, erklärte Rai. Dieses Fundament sei die Staatsbürgerschaft und nicht die Religion.

Die seit Mitte Oktober anhaltenden Proteste im Libanon bezeichnete der Patriarch als „konstruktive und zivilisierte Revolution“ zum Wohl und Schutz aller im Staat. Das Volk fordere mit geeinter Stimme eine neutrale Regierung ohne Beteiligung von Politikern und Parteien, um notwendige Reformen durchzuführen und Korruption zu bekämpfen.

Rai warnte davor, die Bildung einer Regierung zu behindern, die das Vertrauen des Volkes habe. Dies wäre selbstzerstörerisch und bedeutete den Zusammenbruch des Staates. Staatspräsident Michel Aoun rief er zu entsprechendem Handeln auf, da „die Lage im Land keine weitere Verzögerung“ mehr vertrage.

Die Maroniten sind die größte christliche Gemeinschaft im Libanon. Sie stehen in Einheit mit dem Papst in Rom, haben aber eine eigene Liturgie in altsyrischer Sprache. Nach einer Übereinkunft bei der libanesischen Unabhängigkeit 1943 stellen die Maroniten stets den Staatspräsidenten.

KNA

12.11.2019 - Bischöfe , Politik , Weltkirche