Als die Einheit Realität wurde

Politik und Kirche würdigen friedliche Revolution vor 30 Jahren

Vertreter aus Politik und Kirche haben die friedliche Revolution vor 30 Jahren gewürdigt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hob am Wochenende das demokratische Engagement der Ostdeutschen im Jahr 1989 hervor. Sie hätten in der ehemaligen DDR viel Mut aufgebracht, um die deutsche Einheit Realität werden zu lassen, sagte Merkel in ihrem Video-Podcast. Auch heute brauche es wieder Mut, um die anstehenden Herausforderungen zu meistern, fügte sie hinzu.

30 Jahre nach der Wende prägten weiterhin unterschiedliche Erfahrungen das Zusammenleben der Menschen im wiedervereinigen Deutschland. „Wir müssen es schaffen, dass alle Bürgerinnen und Bürger der Bundesrepublik ihre Erfahrungen, ihr Wissen, ihre Lebensbiografie mit einbringen können, wenn wir gemeinsam unsere Zukunft gestalten“, betonte die Kanzlerin.

Der ehemalige Bundesinnenminister Rudolf Seiters sagte dem Mitteldeutschen Rundfunk, die Erfahrungen aus der Vergangenheit böten Anlass zu Zuversicht. „Die Menschen in Deutschland haben die Diktatur überwunden, sie werden auch Fremdenfeindlichkeit und Rassismus nicht zulassen“, erklärte der CDU-Politiker. Zugleich räumte er ein, dass gerade in Ostdeutschland viele Menschen ihre Lebensleistungen nicht ausreichend gewürdigt sähen. „Dabei wissen wir doch, dass ohne ihren Widerstand, ohne ihre großen friedlichen Demonstrationen die Wiedervereinigung nicht zustande gekommen wäre“, unterstrich Seiters.

Auf einer Begegnungsreise des Katholischen und des Evangelischen Büros in Sachsen sowie der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen erinnerte Seiters in Tschechien an die Flucht von DDR-Bürgern in die westdeutsche Botschaft in Prag. Mit Blick auf die Ereignisse sprach er von einer Vorstufe „zum Zusammenbruch aller Dämme, die die SED-Regierung um die Bevölkerung errichtet hatte“. Am 30. September 1989 flog Seiters mit dem damaligen Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) nach Prag. Von einem Balkon aus teilte Genscher den rund 5.000 DDR-Bürgern mit, dass ihre Ausreise in den Westen genehmigt worden sei.

Am Bahnhof Prag-Lieben enthüllte Seiters zudem eine Gedenktafel, die an die Ausreise der DDR-Bürger erinnern soll. Insgesamt rund 13.000 von ihnen gelangten mit Sonderzügen in den Westen. An der Zeremonie nahm auch einer der damaligen Flüchtlinge und heutige Intendant der Dresdner Sinfoniker, Markus Rindt, teil.

Der frühere sächsische evangelische Landesbischof Jochen Bohl und der katholische Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, würdigten beim Besuch in Prag die friedliche Revolution. „30 Jahre danach ist das Staunen für mich nicht geringer geworden“, sagte Bohl. Timmerevers bezeichnete die Wiedervereinigung als „ein Geschenk“. Eine Erkenntnis aus der deutschen Einheit sei: „Es gibt versöhntes Leben auf eine gemeinsame Zukunft hin.“

KNA

01.10.2019 - Deutschland , Historisches , Politik