"Immer ein Mann der Kirche"

Politik und Kirche würdigen verstorbenen Manfred Stolpe

Hochrangige Vertreter aus Politik und Kirche haben am Montag den verstorbenen früheren Brandenburger Ministerpräsidenten und SPD-Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe gewürdigt. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) bezeichnete ihn als "Vater des modernen Brandenburgs" und "Sachwalter ostdeutscher Interessen". Erzbischof Heiner Koch nannte Stolpe eine "prägende Gestalt des jungen Bundeslandes Brandenburg und überzeugten Christen". Stolpe war nach langer Krankheit in der Nacht zum Sonntag im Alter von 83 Jahren verstorben.

Er war von 1990 bis 2002 der erste Ministerpräsident des Landes Brandenburg nach der deutschen Wiedervereinigung war. Woidke erklärte: "Im schwierigen Umbruch gab er den Menschen in Brandenburg Orientierung und Zuversicht. Dabei war er immer auch Brückenbauer. Nur wenige haben sich um das Zusammenwachsen der Deutschen so verdient gemacht wie Manfred Stolpe." Unvergessen sei seine "unnachahmliche Art, widerstreitende Menschen einander anzunähern. Auch deshalb genoss er höchste Wertschätzung in allen seinen öffentlichen Ämtern: als Konsistorialpräsident der Evangelischen Kirche, als Ministerpräsident und als Bundesminister", so Woidke.

Berlins Erzbischof Koch bezeichnete es als "bewundernswert", dass die Eheleute Stolpe ihre Krebserkrankungen und das Ringen mit der Krankheit öffentlich gemacht hätten: "Hierdurch haben Sie vielen ebenfalls Betroffenen Mut gemacht und gezeigt, dass trotz Erkrankung und den hiermit verbundenen Einschränkungen für viele Jahre noch ein aktives und selbstbestimmtes Leben möglich sei."

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) würdigte Stolpe als "engagierten Streiter für Augenhöhe im vereinten Deutschland". Auch nach Ende seiner politischen Tätigkeit habe er immer wieder für Respekt vor ostdeutschen Lebensleistungen geworben. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) erklärte: "Manfred Stolpe war getragen von einem christlichen Wertefundament, dies machte sich auch in seinem politischen Handeln bemerkbar."

Stolpe wurde am 16. Mai 1936 in Stettin geboren. Er studierte Rechtswissenschaft in Jena und war anschließend bei der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg tätig. Nach der Gründung des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR (BEK) leitete er von 1969 bis 1981 dessen Sekretariat, danach war er Konsistorialpräsident der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg (Ost). 1990 trat er in die SPD ein und war bis 2002 brandenburgischer Ministerpräsident, anschließend bis 2005 Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen.

Nach der Wende wurden gegen Stolpe Vorwürfe einer inoffiziellen Mitarbeit mit dem DDR-Ministerium für Staatssicherheit erhoben. Die evangelische Kirche bescheinigte ihm nach eigener Überprüfung, dass er immer ein "Mann der Kirche" geblieben sei und nicht die Seiten gewechselt habe.

KNA

30.12.2019 - DDR , Deutschland , Kirche