Frieden suchen

Rund 1.600 Menschen bei Gedenkgottesdienst in Münster

Rund 1.600 Menschen haben am Sonntagabend im Münsteraner Dom einen ökumenischen Gedenkgottesdienst für die Opfer der tödlichen Fahrzeugattacke besucht. Unter den Teilnehmern waren Bundesbildungsministerin Anja Karliczek, NRW-Landwirtschaftsministerin Christina Schulze-Föcking und ihr Kabinettskollege Sozialminister Karl-Josef Laumann (alle CDU). Die Feier wurde geleitet von Münsters Bischof Felix Genn, Superintendent Ulf Schlien und Stadtdechant Jörg Hagemann.

Genn gab in seiner Predigt der Hoffnung Ausdruck, dass der Schrei "Warum?", der auf einem Schild im Blumenmeer am Ort des Unglücks zu lesen ist, auszuhalten sei. Auch Christen hätten darauf keine Antwort. Sie hätten allerdings die Hoffnung, dass die Verlassenheit von Gott nicht von Dauer sei, sagte Genn mit Bezug auf die Worte Jesu beim Kreuzestod "Mein Gott, warum hast Du mich verlassen?"

Der Schrei "Warum?" brauche ganz besonders an diesem Tag in Münster einen Ort. Das habe die Kirche mit dem Gottesdienst auch denen bieten wollen, die nicht glaubten, sagte Genn im überfüllten Dom. Er sprach den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus und gedachte auch des Täters. "Dürfen wir es wagen, auch im Herzen des Täters einen Schrei nach dem Warum zu vermuten?"

Schlien sprach das Abschlussgebet: "Wir bitten darum, dass Besonnenheit unsere Gedanken und Herzen bewegt, damit uns nicht allein Wut und Sprachlosigkeit beherrscht. Dass wir mutig werden, den Frieden zu suchen und zu finden." In Münster findet von 9. bis zum 13. Mai der 101. Deutsche Katholikentag statt. Das Christentreffen, zu dem mehrere zehntausend Besucher erwartet werden, steht unter dem Motto "Suche Frieden".

Zu dem Gottesdienst hatten das Bistum Münster, das Stadtdekanat, der Evangelische Kirchenkreis und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Münster eingeladen.

Am Samstagnachmittag war in der Altstadt ein Mann mit einem Campingbus in eine Menschengruppe vor einer Gaststätte gerast - unweit von Dom und Lambertikirche. Dabei starben laut Polizei eine 51 Jahre alte Frau aus dem Kreis Lüneburg und ein 65-jähriger Mann aus dem Kreis Borken. Der Täter erschoss sich danach selbst. Von den mehr als 20 Verletzten schwebten nach Polizeiangaben weiterhin einige in Lebensgefahr. Die Polizei geht davon aus, dass die Tat nicht politisch oder religiös motiviert war. Der 48 Jahre alte mutmaßliche Täter lebte in Münster und soll psychisch labil gewesen sein.

KNA

09.04.2018 - Deutschland