Damit man die Welt versteht

Schulexperte hält Religionsunterricht für unverzichtbar

Der langjährige Vorsitzende des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, hält den Religionsunterricht an deutschen Schulen für unverzichtbar. Auch wenn immer weniger Menschen in Deutschland einer Kirche angehören, sei das Fach zentral für das Verständnis der Welt, sagte er am Samstag im domradio.

Abgesehen davon stehe auch im Grundgesetz, dass Religion ein ordentliches Lehrfach ist. Eine Änderung bedürfe einer Zwei-Drittel-Mehrheit im Bundestag und Bundesrat, „und die ist im Moment und auf absehbare Zeit nicht zu erkennen. Damit ist und bleibt Religion das einzige Unterrichtsfach, das durch das Grundgesetz garantiert ist.“

Darüber hinaus gebe es aber auch inhaltliche und pädagogische Gründe für den Religionsunterricht, ergänzte Kraus: „Man muss die Bibel und Religion kennen, weil man die Welt sonst nicht versteht.“ Würde der Religionsunterricht abgeschafft, müssten die Aufgabe, Weltreligionen und andere Kulturen kennenzulernen, andere Fächer wie Geschichte oder Politik übernehmen: „Da sollten wir lieber bei dem Fächerkanon bleiben, den wir haben.“

Ohne Reliunterricht, so der Schulexperte weiter, würde das Verständnis für verschiedene Weltreligionen leiden, auch wenn es in anderen Fächern geleert würde: „Der Mensch braucht Religion, weil er Bindungen braucht, weil er sich die Sinnfrage stellt. Die Frage nach Transzendenz, nach Leben, Tod, Dasein, Entstehung und Ende der Welt ist am Besten in einem Fach Religion aufgehoben.“

Ethik oder allgemeine Religionskunde könnten den konfessionell orientierten Religionsunterricht so schnell nicht ersetzen, betonte Kraus. Zudem besuchten in Deutschland nach wie vor 66 Prozent der Schüler in den Jahrgangsstufen eins bis zehn katholischen oder evangelischen Religionsunterricht.

Einen reinen ökumenischen Religionsunterricht kann es aus seiner Sicht „im Moment noch nicht geben“, so Kraus. Immer wichtiger aber würden Kooperationsmodelle, wo beispielsweise ein evangelischer und ein katholischer Religionslehrer eine Klasse wechselweise ein halbes Jahr unterrichten. Im Übrigen sei es seit Jahrzehnten Praxis, „dass man selbstverständlich kooperiert, dass die evangelischen und katholischen Religionslehrer eine gemeinsame Planung für das Schuljahr machen, dass sie ökumenische Gottesdienste zur Abitur- oder Abschlussfeier machen und Besinnungstage gemeinsam planen.“

KNA

25.06.2018 - Jugend