Im Podcast "Himmelklar"

Seelsorger Schnabel kritisiert zu starke Fixierung auf Corona

Der Jerusalemer Benediktinerpater Nikodemus Schnabel beklagt eine "Überfixierung" der Öffentlichkeit auf Corona. Es gebe Menschen, die ganz andere Leidensfragen hätten, sagte der Seelsorger für Migranten und Asylsuchende in Jerusalem in der aktuellen Folge des Podcasts "Himmelklar" (Mittwoch). Er wolle das Coronavirus nicht herunter reden, betonte der Geistliche. "Ich habe aber das Gefühl, viele wichtige Themen fallen gerade herunter, weil alle Menschen denken: Das Wichtigste auf der Welt ist Corona." Als andere Themen nannte er beispielsweise den Klimawandel, die Migration und den interreligiösen Dialog.

Schnabel, der seit Juli 2021 zuständig für die Migrantenseelsorge der Katholiken im Heiligen Land ist, kritisierte eine verbreitete Ausbeutung von Migranten. "Diese modernen Sklaven und diese Menschen, die wir unsichtbar gemacht haben, die sich auch selbst unsichtbar machen, weil sie Angst davor haben, abgeschoben zu werden. Das ist etwas, womit ich sehr ringe."

Das Leid sei kein gottgemachtes Leid, unterstrich Schnabel. "Das ist Menschenleid, weil wir Menschen meinen, wir können Menschen für einen Hungerlohn ausbeuten und sie quasi für unseren Luxus sorgen lassen. Wir delegieren für ein paar Pfennig die Drecksarbeit an andere Menschen, die wir eben nicht auf Augenhöhe behandeln, nicht als Mitmenschen."

KNA

22.12.2021 - Corona , Nahost , Seelsorge