80. Jahrestag

Bundespräsident gedenkt der 50.000 deportierten Berliner Juden

Am 80. Jahrestag hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an den Beginn der nationalsozialistischen Deportationen der Berliner Juden erinnert. An der Gedenkstätte "Gleis 17" in Berlin-Grunewald rief er am Montag dazu auf, "das Leiden und Sterben der Opfer genauso wie die Untaten der Henker und ihrer Helfer" nicht zu vergessen. Vom Bahnhof Grunewald aus habe der "Weg in die Vernichtung" in Ghettos und Konzentrationslagern im Osten Europas begonnen - wie vom Anhalter Bahnhof und dem Güterbahnhof Moabit für rund 50.000 Juden, die nicht aus Deutschland fliehen konnten, sagte der Bundespräsident.

"Viele haben mitgemacht, viele haben das Verbrechen bürokratisch exekutiert, viele haben davon auch profitiert", betonte Steinmeier mit Blick auf die nichtjüdischen Deutschen. Sie hätten von den zurückgelassenen Gütern, Häusern, Wohnungen und Möbeln sowie freigewordenen Arbeitsstellen von Juden in der Regel bedenkenlos profitiert.

Der Bundespräsident mahnte, sich beim Gedenken der Vergangenheit bewusst zu sein, dass heute "unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger immer wieder und immer stärker antisemitischen Hetzreden und antisemitischen Angriffen ausgesetzt sind". Die Erinnerung an das vergangene Unrecht habe auch den Sinn, "unseren gesellschaftlichen und politischen Willen zu stärken, dem Antisemitismus die Stirn zu bieten".

Die Deutsche Bahn richtete 1998 das Mahnmal "Gleis 17" am Berliner S-Bahnhof Grunewald ein. Es soll an die Rolle der ehemaligen Reichsbahn erinnern, die im Oktober 1941 mit Deportationszügen deutscher Juden in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager begonnen hatte. Der erste sogenannte Berliner "Osttransport" verließ den Bahnhof Grunewald mit 1.089 Menschen in Richtung des Ghettos Litzmannstadt (Lodz).

KNA

18.10.2021 - Gedenken , Judentum , NS-Zeit