Nach der Landtagswahl in Thüringen

Bischöfe warnen vor Spaltung der Gesellschaft

Die Bischöfe in Thüringen haben mit Besorgnis auf das Ergebnis der Landtagswahl reagiert. Der katholische Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr sagte am Montag: „Komplizierte Verhältnisse in einer Demokratie wie jetzt in Thüringen werden von Populisten gerne genutzt, um gegen das 'System' zu polemisieren. Dagegen müssen aufrechte Demokratinnen und Demokraten aufstehen und unsere Werte verteidigen: am Stammtisch, im Freundeskreis, am Arbeitsplatz und wo auch immer populistische Phrasen gedrechselt werden.“

Das Ergebnis der Landtagswahlen sei eine große Herausforderung, sagte Neymeyr weiter. Es zeige eine deutliche Polarisierung in der thüringischen Gesellschaft. „Ich rufe daher alle politisch Verantwortlichen mit Nachdruck dazu auf, bei den Gesprächen der nächsten Wochen die Interessen Thüringens in den Mittelpunkt zu stellen. Jetzt ist nicht die Stunde für persönliche oder parteiliche Machtspiele.“ Den politischen Gegner zu achten, selbst wenn man anderer Meinung ist, „sollte selbstverständlich sein“. Dies helfe auch, der offensichtlichen Spaltung der Gesellschaft entgegenzuarbeiten.

Der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer, erklärte, ihn überrasche der Wahlausgang nicht: „Ich warne davor, das Ergebnis der AfD als reine Protesthaltung oder politische Unreife abzutun. Es handelt sich hier um manifeste politische Grundüberzeugungen.“ Wohin „solche Überzeugungen in einem Klima von gewaltsamer Sprache und Hass führen“ können, hätte der rechtsextreme Anschlag in Halle vor knapp drei Wochen gezeigt. Mit Blick auf die voraussichtlich schwierige Regierungsbildung sagte Kramer: „Wir werden den Kompromiss noch mehr als wichtige Form der politischen Arbeit schätzen dürfen anstatt ihn als Niederlage zu verstehen.“

Bei der Landtagswahl am Sonntag war die Linke mit 31 Prozent erstmals stärkste Kraft in einem Bundesland geworden. Die AfD kam auf 23,4 Prozent und legte damit über 10 Prozentpunkte zu. Die CDU verlor rund 11 Prozentpunkte und erreichte 21,8 Prozent. Die SPD kam auf 8,2 Prozent, die Grünen auf 5,2 Prozent, die FDP auf 5 Prozent.

KNA

28.10.2019 - Bischöfe , Gesellschaft , Politik