Abschiebung von Migranten

Trump beleidigt arme Staaten als «Drecksloch»-Länder

Paz Villa weint. Sie weint wegen eines Tages in ihrem Leben, der alles verändern wird. Der 9. September 2019 wird ihr Schicksalstag. Dann muss sie sich entscheiden: zurück in das Land ihres Mannes, der aus El Salvador stammt, oder abtauchen in die Illegalität. Sie selbst ist Honduranerin und lebt seit fast 18 Jahren in den USA. «Ich weine und weine», sagte sie einem Reporter der «Washington Post», nachdem durchgesickert war, was der US-Präsident und seine Heimatschutzbehörde beschlossen haben: Rund 200.000 Salvadorianer müssen das Land verlassen. Die Erdbebenschäden von 2001, so der Befund der US-Behörden, seien weitgehend behoben. Kein Grund mehr, Ihnen den TPS-Status (Zeitweiliger Schutz-Status) zu gewähren, der ihnen eine Aufenthaltserlaubnis sicherte.

Paz Villa hat sich in die Arbeit geflüchtet, als sie erfuhr, was die Regierung für sie und ihre Familie vorsieht. Sie putzte die Zimmer im Hotel - an ihrem freien Tag. Die Frau, für die Gaithersburg in Maryland das Zuhause ist, wo ihre Familie lebt und ein Haus besitzt, hat immer hart gearbeitet, die Gesetze beachtet und sich bald als US-Amerikanerin gefühlt.

Vor zwei Monaten hatte die US-Regierung bereits das Ende des vorübergehenden Aufenthaltsrechts für Honduraner verkündet. Nun ist auch ihr Mann nur noch Geduldeter. Die wahren Motive gab US-Präsident Donald Trump zu erkennen, als er bei einem Treffen mit Kongressabgeordneten am Donnerstag ausstieß, Menschen aus solchen «Shithole»-Ländern sollten nicht in die USA kommen. Stattdessen wäre es gut, wenn mehr Menschen aus Norwegen kämen. Afrika und die Karibik - ganze Weltregionen sind für den wichtigsten Staatenlenker der Welt also offenbar nur ein «Drecksloch», nach derberer Übersetzung gar ein «Scheißhaus». Die Presseabteilung des Weißen Hauses dementierte die von Teilnehmern berichtete Äußerung nicht.

«Das ist reiner Rassismus», klagt der demokratische Senator Chris Coons aus Delaware über die Einlassungen des Präsidenten, die einen neuen Tiefpunkt in der Einwanderer-Debatte markierten. Dabei ist die Integration der Menschen aus El Salvador überwiegend eine Erfolgsgeschichte. Die rund 200.000 Personen aus Zentralamerika sind zu 88 Prozent erwerbstätig. Fast alle haben Immobilien und zahlen eine Hypothekenschuld ab. Die größte Gruppe lebt rund um Washington, gefolgt von Los Angeles, New York und Houston. Seit ihrer Ankunft in den USA haben sie mehr als 190.000 Kinder geboren.

Die Situation in El Salvador hat sich indes laut Weltbank kaum verändert. Geplagt von Dürre, Armut und Bandenkriminalität weist das Land eine der geringsten Wachstumsraten der Region auf. Vier von zehn Haushalten leben unterhalb der Armutsgrenze. 2016 entfielen rund 17 Prozent der Einnahmen des Landes auf die regelmäßigen Überweisungen der Auslands-Salvadorianer aus den USA. Ein wichtiger Grund der Regierung in San Salvador, die US-Regierung zu bitten, die eigenen Landsleute dauerhaft zu behalten. Vergebens.

Die US-Bischöfe und katholische Hilfswerke sind doppelt besorgt um die Zukunft der Menschen. Einerseits sind sie fest verankert in den Kirchengemeinden vor Ort, andererseits sollen sie schon im nächsten Jahr in ein instabiles Land abgeschoben werden. Catholic Relief Services, die internationale humanitäre Hilfsorganisation der US-Bischöfe, geht davon aus, dass die Regierung des armen Landes nicht über die humanitären Kapazitäten verfügt, um so viele Menschen zu empfangen, zu beschützen und zu integrieren.

Die US-Entscheidung werde nur zu massenhaft untergetauchten Einwanderern in den USA führen, glaubt Dylan Corbett, Geschäftsführer des katholisch-texanischen Hilfswerks Hope Border Institute. «Und wir sollten uns nicht täuschen, wir Amerikaner sind durch unsere Handels- und Sicherheitspolitik und wegen unseres unstillbaren Appetits auf Drogen moralisch in die Krise in El Salvador und Mittelamerika verwickelt.»

Bischof Kevin Vann von Orange (Kalifornien) hält ebenso wenig vom Vorgehen der Trump-Administration: Dies sei eine weitere schlecht durchdachte Entscheidung einer Regierung, «die den immensen Beitrag von Immigranten für unser Land ignoriert und die lange Geschichte der Vereinigten Staaten als sicheren Zufluchtsort für Menschen aus den Augen verloren hat».

Bernd Teehage/KNA

12.01.2018 - Ausland , Lateinamerika