Franziskus, Benedikt und das Christkind

Wie der Papst und sein Vorgänger Weihnachten feiern

Weihnachten ist nach Ostern das zweithöchste Fest der Christenheit. Von den Gläubigen weltweit wird es privat sehr unterschiedlich gefeiert. Das gilt auch für Papst Franziskus und seinen Vorgänger Benedikt XVI.

Während in der katholischen Kirche die Liturgie des Weihnachtsfestes klar geregelt ist, gibt es bei den privaten Feiern der Gläubigen große Unterschiede. Nicht nur regional, von Land zu Land, sondern auch von Familie zu Familie - und auch von Papst zu Papst. Besonders groß ist der Unterschied wohl zwischen Papst Franziskus und seinem Vorgänger Benedikt XVI.

Wie der Papst aus Argentinien privat das Weihnachtsfest im Vatikan begeht, bleibt weiterhin eines der bestgehüteten Geheimnisse. Er begehe es vergleichsweise nüchtern, heißt es nur. Seinen Grund haben mag dies zum einen in der emotionalen Askese eines Ordensmannes, zumal bei den eher intellektuellen Jesuiten. Zudem wuchs Jorge Mario Bergoglio in Argentinien auf der Südhalbkugel auf. Dort, wo Weihnachten im Sommer gefeiert wird, haben sich andere Bräuche entwickelt, würde heimeliger Kerzenglanz von der hochstehenden Sonne überstrahlt.

Für den emeritierten Papst aus Bayern, so heißt es, sei Weihnachten hingegen das wichtigste Fest, wenn auch natürlich nicht theologisch. Schließlich hängt an Ostern und der Auferstehung Christi der gesamte christliche Glaube, worauf Joseph Ratzinger immer wieder als Professor der Theologie, Präfekt der Glaubenskongregation und später Papst hingewiesen hat. Emotional aber spielte Weihnachten in der Familie Ratzinger stets eine große Rolle.

Das beginnt schon mit dem Advent, dem Kranz und den Kerzen, die schon in Italien nicht mehr die Bedeutung haben wie nördlich der Alpen. Traditionell haben die Ratzinger-Brüder Joseph und Georg in früheren Jahren oft am 28. Dezember gefeiert, wenn der Domkapellmeister sein Weihnachtsprogramm mit den Regensburger Domspatzen und der Präfekt der Glaubenskongregation die liturgischen Verpflichtungen in Rom hinter sich gebracht hatten. Bis 2004 fuhr Joseph dann meist nach Deutschland.

Seit seiner Wahl zum Papst im April 2005 ging das nicht mehr, also kommt Georg nach Rom. Auch in diesem Jahr. Seit die Augen des fast 95-Jährigen nicht mehr so gut mitmachen, wird er von Regensburg nach Rom geholt, um dort mit seinem Bruder und dessen Hausgemeinschaft im Kloster „Mater Ecclesiae“ zu feiern. Dort ist dann vieles weihnachtlich bereitet.

Zwei Weihnachtsbäume, früher aus Bayern und heute vom vatikanischen Gartenamt geliefert, werden vom Hauspersonal, vier Haushälterinnen der italienischen Laienvereinigung Memores Domini, geschmückt - unter anderem mit Wachskerzen. Außerdem gibt es zwei Weihnachtskrippen. Eine, in der Kapelle des Hauses, sei ein Geschenk, heißt es. Die andere mit kleinen Gipsfiguren, deren Schafe mit echtem Fell ausgestattet seien, ein Erbstück aus der Kindheit der Ratzinger-Geschwister.

In der Residenz des emeritierten Papstes spielen in den Weihnachtstagen Musik und Geschichten eine wichtige Rolle. Der Heilige Abend mit der Christmette fällt etwas kürzer aus. Geschenke gibt es oft erst am Weihnachtsfeiertag selber. Dafür werde am Heiligen Abend viel vorgelesen. Tags darauf gibt es bald nach der Messe ein bayerisch inspiriertes Mittagessen.

Nach wie vor treffen viele Briefe und Geschenke ein, auch wenn das seit Benedikts Rücktritt abgenommen hat. Besonders kulinarische Spezialitäten müssten meist weitergeschenkt werden, sonst „wäre man im Sommer noch nicht fertig“, heißt es. Wenn Georg Ratzinger angereist ist, setzt er sich auf Bitten des jüngeren Bruders ans Klavier, um die wichtigsten Weihnachtslieder zu begleiten.

Irgendwann in den Tagen um Weihnachten, meist kurz vorher, kommt auch Papst Franziskus aus dem Gästehaus Santa Marta den vatikanischen Hügel hinauf, um seinem Vorgänger einen Weihnachtsbesuch abzustatten. Nach einer guten halben Stunde - so lange dauerte der Besuch im vergangenen Jahr - begibt sich der aktuelle Nachfolger des Petrus wieder in sein Domizil.

Dort erwartet ihn bald darauf die feierliche Christmette im Petersdom am 24. Dezember um 21:30 Uhr. Für eine ausgiebige Bescherung und Feier bleibt anschließend wenig Zeit, steht Franziskus am ersten Weihnachtstag doch wieder im Blick weltweiter Fernsehkameras, wenn er von der Loggia des Petersdomes den Segen „Urbi et Orbi“ (Der Stadt und dem Erdkreis) spendet. Da unterscheidet sich sein Weihnachtsfest dann nicht mehr von dem bei Benedikt XVI., Johannes Paul II. und seinen anderen Vorgängern.

Roland Juchem/KNA