Kölner Kardinal Woelki:

Europa muss für Afrika mehr Perspektiven schaffen

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat in der Debatte um die Seenotrettung im Mittelmeer vorausschauende Maßnahmen der EU für Afrika angemahnt. „Wenn Menschen sich schon auf marode Boote begeben, um auf See hinauszufahren, dann ist das alles schon viel zu spät. Das Problem muss sehr viel früher und sehr viel entschiedener angegangen werden“, sagte er dem katholischen Kölner Internetportal domradio.de.

Nötig seien legale Einwanderungsmöglichkeiten und Umsiedlungsprogramme nach Europa, aber auch Hilfe zur Selbsthilfe in den Regionen Afrikas, „nicht einfach nur eine Scheckbuch-Politik mit der Gießkanne“. Die Menschen dort benötigten ein dauerhaftes Auskommen, um in Frieden und sozialer Gerechtigkeit leben zu können, betonte Woelki.

Der Europäischen Union, „die ja immerhin Friedensnobelpreisträger ist“, warf der Kardinal Versagen vor. Jeder einzelne Staat des Kontinents trage gegenüber Afrika Verantwortung, „gerade auch dann, wenn wir immer wieder hervorheben, dass wir doch der großen abendländisch-christlichen Tradition entspringen“.

Dass weiterhin Menschen im Mittelmeer ertrinken und private Seenotretter kriminalisiert würden, bleibe „eine Schande für Europa“. Zugleich forderte Woelki eine sachliche Diskussion über die Seenotrettung. Links wie rechts bestimmten oft Scharfmacher den Diskurs. „Es ist nur ein ganz schmaler Grat zwischen dem Gebot der Menschlichkeit und dem Selbstbestimmungsrecht souveräner Staaten, die mit den Problemen nicht länger alleingelassen werden wollen.“

Woelki betonte zudem, die Kirche leiste vor Ort in Afrika einen großen Beitrag, besonders im Bildungs- und Gesundheitswesen. „Dort, wo Bildung ist, kann sich die Persönlichkeit eines Menschen entwickeln. Dort, wo sich die Persönlichkeit eines Menschen entwickelt, können auch Gerechtigkeit und Frieden, Wohlstand und Verständigung und soziale Gerechtigkeit wachsen. Deshalb ist Bildung ist das Entscheidende.“

KNA

29.08.2019 - Afrika , Bischöfe , Flüchtlinge