Drohender Krieg in Nordsyrien

Zeitung: Gebet in deutschen Moscheen für türkischen Sieg

Laut einem Bericht des „Kölner Stadt-Anzeigers“ beten Moscheegemeinden der Türkisch-Islamischen Union Ditib in Deutschland für einen Sieg der türkischen Armee nach dem Einmarsch in Syrien. „O Allah, führe unsere glorreiche Armee zum Sieg“, zitiert die Zeitung unter anderem aus einem von einer Ditib-Moscheegemeinde in Herne auf Facebook veröffentlichten Tondokument. Dieses beziehe sich auf die 48. Sure des Korans, die sogenannte Fetih- oder Sieges-Sure.

Ali Erbas, Chef der staatlichen türkischen Religionsbehörde Diyanet, der die Ditib als eine Art Auslandsorganisation unterstellt ist, habe das Gebet gerichtet an „den Herrn, unser ruhmreiches Heer immer mit Seiner Macht und Kraft siegreich zu machen“, berichtete die Zeitung weiter. Auch die Gläubigen würden aufgerufen, für den Erfolg der türkischen Armee zu beten, die von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan in Marsch gesetzt wurde, um gegen die bislang mit den USA verbündete kurdische YPG-Miliz zu kämpfen. Die Türkei betrachtet die Angehörigen der YPG als Terroristen.

Volker Beck, Lehrbeauftragter des Centrums für Religionswissenschaftliche Studien (CERES) der Ruhr-Universität Bochum, reagierte mit scharfer Kritik. „Die Ditib und Teile des Zentralrats der Muslime erweisen sich als Propaganda-Agenten des türkischen Staates in einem völkerrechtswidrigen Krieg. Das ist Politik, Religion ist nur noch Mittel zum fragwürdigen Zweck“, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Die Regierung in Ankara betrachte die Diyanet und die mit ihr verbundenen islamischen Organisationen als Kommunikationskanal für ihre politischen Zwecke und zur Mobilisierung einer „türkischen Diaspora für ihre identitäre Weltsicht“, kritisierte der Grünen-Politiker.

Ayse Aydin, Sprecherin der Ditib-Bundeszentrale in Köln, erklärte auf Anfrage der Zeitung, dass es „solche Gebete bei uns nicht gegeben“ hat. Das könnten viele Besucher bestätigen. In einer Stellungnahme der Ditib heißt es weiter: „Eine solche Aktion ist von uns weder angewiesen, noch geplant oder in irgendeiner Weise auf unserer Tagesordnung. Ein entsprechender Hinweis bezüglich unserer Haltung ist auch an unsere Moschee-Gemeinden ergangen. Wir werden mit der Gemeinde in Herne diesbezüglich erneut in Verbindung treten.“

Unterdessen hat Papst Franziskus eine schnelle Lösung im Syrien-Konflikt angemahnt. „Alle involvierten Akteure und auch die internationale Gemeinschaft rufe ich erneut auf - bitte, setzt euch ernsthaft und transparent für einen Weg des Dialogs ein, um wirksame Lösungen zu finden“, sagte das Kirchenoberhaupt am Sonntag bei seinem Mittagsgebet auf dem Petersplatz. Aus Syrien gebe es wieder dramatische Nachrichten, besonders aus dem Nordosten des Landes, sagte Franziskus. Auch viele Christen dort seien gezwungen, aufgrund von Militäreinsätzen ihre Heimat zu verlassen.

KNA

14.10.2019 - Deutschland , Islam , Krieg