Zentralrat der Juden fordert:

Halle-Attentat muss lückenlos aufgeklärt werden

Zum Auftakt des Prozesses gegen den mutmaßlichen Attentäter von Halle hat der Zentralrat der Juden in Deutschland eine lückenlose Aufklärung der Tathintergründe gefordert. "Der Anschlag von Halle macht deutlich: Mit den wiederkehrenden Tabubrüchen von rechtspopulistischen bis hin zu rechtsextremen öffentlichen Äußerungen ist erschreckenderweise auch die Hemmschwelle für Gewalt abgesunken", erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster am Dienstag in Berlin.

Im Prozess müsse daher auch der Frage nachgegangen werden, ob der Attentäter Unterstützer hatte und in rechte Netzwerke eingebunden war. Angesichts jüngster Rechtsextremismus-Fälle und neuer Drohschreiben des "NSU 2.0" müsse noch genauer hingesehen werden, lautet die Forderung des Zentralrats. Ein klares Urteil könne ein deutliches Signal gegen Gewalt und Rechtsextremismus in Deutschland setzen.

Der Prozess gegen den mutmaßlichen Attentäter Stephan B. hat am Dienstag vor dem Landgericht Magdeburg begonnen. Der Generalbundesanwalt erhebt den Vorwurf des Mordes in zwei Fällen, des versuchten Mordes in 68 Fällen sowie der Volksverhetzung und gefährlicher Körperverletzung. Dem angeklagten 28-Jährigen droht lebenslange Haft und anschließende Sicherungsverwahrung.

Der Angeklagte steht im Verdacht, am 9. Oktober 2019 in antisemitisch, rassistisch und fremdenfeindlich motivierter Absicht einen Anschlag auf die Synagoge in Halle/Saale verübt zu haben. Er war laut Anklage mit Schusswaffen und Sprengsätzen ausgerüstet. In dem jüdischen Gotteshaus hatten sich zum Tatzeitpunkt 52 Menschen anlässlich des höchsten jüdischen Feiertags Jom Kippur versammelt.

Nachdem das Eindringen in die Synagoge misslungen war, soll der aus Sachsen-Anhalt stammende Mann zwei Menschen erschossen haben. Er filmte seine Taten und streamte sie live im Internet. Ferner postete er Links zu Dokumenten, in denen er seine Motivation und seinen Tatplan schildert.

KNA

21.07.2020 - Judentum , Recht & Gesetz , Terror