„Alle Orff. Bayernweit“

Zum 125. Geburtstag des Komponisten sollen viele seiner Stücke aufgeführt werden

DIESSEN – Über Jahrzehnte ist der Todestag von Carl Orff, der 29. März 1982, auf dem Heiligen Berg mit Werken von Orff und mit einem gesellschaftlichen Anlass gefeiert worden. „Heuer drehen wir das um und feiern seinen Geburtstag, der sich am 10. Juli zum 125. Male jährt“, freut sich die Generalsekretärin der Carl-Orff-Stiftung, Judith Janowski.

Um den weltberühmten bayerischen Komponisten, den Theatermann, Humanisten und Pädagogen umfassend in den Blickpunkt zu rücken, präsentieren das Orff-Zentrum München, das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst sowie die Carl-Orff-Stiftung mit Sitz in Dießen das Orff-Jahr 2020, das unter dem Motto „Alles Orff. Bayernweit!“ mit Veranstaltung durch das ganze Land tourt. Zugleich wird auch noch das 30-jährige Bestehen des Orff-Zentrums München gewürdigt. Zu Ehren von Carl Orff eröffnet Wissenschaftsminister Bernd Sibler voraussichtlich am 10. Juli einen Festakt im Prinzregententheater. 

Über 50 Veranstaltungen prägen das Orffjahr 2020. Sie präsentieren Orff mit Werken, die sein geniales Wirken in allen Facetten nachzeichnen. Dabei sind auch pädagogische Programme für Musiklehrer, das Orffsche Schulwerk in der Frühpäda­gogik und wissenschaftliche Tagungen. Orff bayernweit möge bis in die letzte Ecke des Landes erlebbar sein, lautet die Devise der Veranstalter für die zahlreichen Veranstaltungsorte im Freistaat. Ob in Augsburg, München, Nürnberg, Bayreuth oder Bad Kissingen, in Fürstenfeldbruck oder Bad Tölz, Bamberg, Passau oder in Füssen, in Kaufbeuren und in Mindelheim. Orff erklingt überall bis hin nach Marktoberdorf, Blaibach, Wolfratshausen und natürlich in Andechs und in Dießen am Ammersee.

Vieles wird aufgeführt

Die meisten Werke Orffs kommen auf die Bühne, von „Eliland“, einem Klavierliederzyklus, den der 15-Jährige 1911 in Druck gab, bis hin zu seinem letzten großen Bühnenwerk, dem Endzeitspiel „De temporum fine comoedia“ von 1973. Von den „Tanzenden Faunen“ (1914), dem „Verkappten Tanzstück“ des 18-Jährigen, das noch stark unter dem Einfluss von Debussy steht, über Orffs Bearbeitung von Claudio Monteverdis L’ Orfeo (1924 und 1940) bis zur altgriechischen Antikenoper des Aischylos, der gefesselte Prometheus (1968). Orffs Komödien und Dramen im altbayerischen Kunstdialekt Astutuli von 1953 und „Die Bernauerin“ von 1947 erleben die Orffianer in unterschiedlichen Formaten: als Lesung, konzertant, als Inszenierung für das Puppentheater, mit einem Schauspieler und als originales Musiktheater. Dazu das Märchenstück „Der Mond“ (1939) nach einer Geschichte der Gebrüder Grimm.

In dem Zusammenhang rückt auch das Schwabinger Orff-Zentrum in der Kaulbachstraße 16 in den Fokus. Es ist eine Einrichtung des Freistaats Bayern. Sie wurde 1990 eröffnet, um die lebendige Auseinandersetzung mit dem Leben und dem Schaffen des Komponisten Carl Orff zu fördern und der wissenschaftlichen Erforschung seines Werkes neue Impulse zu geben. Direktor des Instituts ist der Musikwissenschaftler Thomas Rösch, der vor allem in jungen Jahren sehr viel Zeit mit Liselotte Orff in Dießen verbracht hat.

Nahezu der gesamte Nachlass Orffs liegt heute aber in München.Das dortige Orff-Zentrum arbeitet eng mit der Carl-Orff-Stiftung, der Eigentümerin des Nachlasses, zusammen. Es ist eine Stiftung bürgerlichen Rechts mit Sitz in Dießen am Ammersee. Hier lebte der Komponist am Fuße des Schatzbergs mit Blick auf den Ammersee von 1955 bis zu seinem Tod im Jahr 1982. Hier fühlte er sich wohl und hier war er seinem geliebten Heiligen Berg nahe. Vom Blauen Salon schaute er direkt nach Andechs hinüber.  

Es waren andere Zeiten, als Orff von München in das Dießener Anwesen übersiedelte, das um die Jahrhundertwende Baroness Weißenbach erbaut hatte. Es hatte dann verschiedene Besitzer und wurde von Architekt Alwin Seifert (1890 bis 1972) in den 1950er Jahren für die Orffs auf der Basis des vorhandenen Gebäudes umgebaut. Dann war da das Grundstück mit Obstbäumen, Weihern und Wiesen. Es bot reichlich Platz für die Tiere, die Hunde und Pferde. Damals kamen auch noch Rehe in den Garten. Das Wohnhaus wurde zu einem Ort, in dem Musiker, Künstler, Gestalter, Theaterleute und Pädagogen aus dem Kreis um Orff ein- und ausgingen. 

Im Originalzustand

Noch heute gilt Dießen am Ammersee als ein Kristallisationspunkt von Orff. Im ehemaligen Arbeitshaus, das mit dem Wohnhaus architektonisch verbunden ist, betreut Generalsekretärin Judith Janowski die Carl-Orff-Stiftung. Über den Büros befindet sich Orffs Arbeitszimmer noch im Originalzustand. Hinzu kommt eine umfassende Bibliothek, viele wertvolle Instrumente, darunter auch der Flügel, auf dem Orff die Carmina Burana komponierte.

Auf der Nordseite des Arbeitshauses entsteht demnächst das neue Carl-Orff-Museum mit zeitgenössischer Architektur und einem Raumvolumen, das den Bestand des weltweit einzigen Carl-Orff-Museums, das zur Zeit noch im Ortszentrum von Dießen untergebracht ist, beherbergen wird. „Wir freuen uns“, sagt Judith Janowski, dass wir den musealen Bestand mit vielen Zeugen und Beispielen von Orffs Schaffen und Wirken bald mit moderner Museumsdidaktik zeigen können.“ 2023, hofft sie, wird das neue Museum die Orffianer aus allen Kontinenten erneut nach Dießnen locken.

Beate Bentele

Termine

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02.04.2020 - Kultur , Kunst