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„Jede Minute ist entscheidend“

In Ausgabe 32/2021 erschien ein Interview über die Auszeichnung der DRF Luftrettung mit dem Adenauer-De-Gaulle-Preis für ihren Einsatz in der Coronapandemie. Covid-19-Patienten machen jedoch nur einen relativ kleinen Anteil der Einsätze aus. In dieser Ausgabe spricht Theresia Kneschke über die zahlreichen Gründe, weshalb die Retter in den rot-weißen Hubschraubern alarmiert werden.

Frau Kneschke, als die Crews der DRF Luftrettung heute aufgestanden sind – wussten sie da in etwa, welche Einsätze sie bei ihrer Arbeit erwarten?
Nein, eher nicht. Jeden Tag geraten Menschen aus ganz verschiedenen Ursachen plötzlich in Lebensgefahr, zum Beispiel durch akute neurologische Erkrankungen wie Schlaganfälle, durch Autounfälle, schwere Stürze im Haushalt, beim Fahrradfahren oder durch hochallergische Reaktionen. Die Bandbreite ist sehr groß und reicht bis hin zu Stich- und Brandverletzungen oder Ertrinkungsunfällen bei Kindern. Einer der häufigsten Notfälle, warum die Crews gerufen werden, sind Herzinfarkte: Herz-Kreislauf-Erkrankungen machen einen Anteil von 17 Prozent bei den Alarmierungsgründen aus.

Dass bei Herzinfarkten Eile geboten ist, ist bekannt. Aber muss dann wirklich ein Hubschrauber gerufen werden?
Es kommt darauf an, wie weit die Klinik entfernt ist und wie lange ein medizinisches Team auf dem Bodenweg braucht, um bei dem Patienten einzutreffen. Die Rettungsteams befinden sich im Wettlauf mit der Zeit: Sie wollen, dass die Erkrankten überleben und nach dem Notfall wieder eine möglichst hohe Lebensqualität erreichen. Jede Minute, die vergeht, bis Hilfe kommt, ist entscheidend. Deshalb sind unsere Crews innerhalb von zwei Minuten in der Luft, wenn sie alarmiert werden – ob am Tag oder in der Nacht. Und unsere Notärzte haben alles an Bord, um sofort helfen zu können: Letztlich sind unsere Hubschrauber nämlich fliegende Intensivstationen.

Es geht also nicht nur darum, dass die Hubschrauber besonders schnell vor Ort sind?
Genau. Wichtig ist ja, dass die Menschen sofort bestmöglich medizinisch versorgt werden. Unsere Crews haben natürlich Defibrillatoren dabei, aber auch mechanische Reanimationshilfen. Dank Spendengeldern konnten wir die Crews mit Ultraschallgeräten ausstatten, die klein und leicht genug für die Luftrettung sind: So kann sich eine Notärztin oder ein Notarzt sofort ein Bild davon machen, was genau mit dem Herzen los ist – oder ob eine Ader im Oberbauch gerissen ist.

Können die Notärzte denn auf alle Fälle richtig reagieren?
Weil die Crews mit so vielen unterschiedlichen Situationen konfrontiert werden, müssen sie sich enorm gut auskennen und besonnen handeln. Auch hierzu tragen Spenderinnen und Spender bei: Mit ihrer Hilfe finanzieren wir Simulationstrainings, in denen Crews üben können, bis jeder Handgriff sitzt. So wächst das Vertrauen, dass sie gemeinsam helfen können – egal wie schwierig die Situation ist. Wir erhalten viele Briefe, in denen Menschen schildern, dass sie sich trotz der Lebensgefahr, in der sie schwebten, bei der Crew enorm gut aufgehoben und sicher gefühlt haben. Obwohl es für die meisten der erste Flug mit einem Hubschrauber war. Das will etwas heißen.

09.09.2021 - Anzeigen