Begründer der Stftung Weltethos

Kirche und Politik würdigen verstorbenen Theologen Hans Küng

Hans Küng, einer der renommiertesten Theologen weltweit und Begründer der Stiftung Weltethos, ist am Dienstagmittag im Alter von 93 in seinem Haus in Tübingen gestorben. In der Stadt am Neckar hatte der Schweizer von 1960 bis 1996 gelehrt. Seine in mehr als 30 Sprachen übersetzten Bücher wie "Unfehlbar?", "Christ sein" und "Existiert Gott?" wurden Bestseller mit Millionenauflagen.

In den vergangenen 30 Jahren engagierte sich Küng vor allem für den Dialog der Weltreligionen, insbesondere im "Projekt Weltethos". 1979 hatte ihm der Vatikan die Lehrerlaubnis entzogen, unter anderem wegen seiner Kritik an der Lehre der Unfehlbarkeit des Papstes. Der Wissenschaftler erhielt viele Auszeichnungen, darunter mehr als ein Dutzend Ehrendoktorwürden.

Kirche und Politik würdigten sein Wirken. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nannte Küng ein "bleibendes Vorbild eines Gelehrten, eines brillanten Denkers mit scharfem Verstand, der gleichzeitig wacher politischer Beobachter und engagierter Mitbürger war". Er habe nicht nur sein Fach "für viele Menschen verständlich vertreten, er hat auch in engagierter Weise immer das politische und geistige Leben kritisch und konstruktiv begleitet".

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bezeichnete Küng als "wichtigen und wegbereitenden Lehrer in Fragen des Glaubens, des ethischen Handelns und der Deutung des Weltgeschehens". Küng sei zeitlebens für den Dialog der Religionen und Kulturen eingetreten.

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sagte, Küng habe mit seinem "Projekt Weltethos" ein "universelles Ethos für Frieden und Erhaltung der Schöpfung" geschaffen. Es sei das Vermächtnis und der fortdauernde Appell dieses "weitsichtigen und im besten Sinne welt-zugewandten Theologen, uns diesen zentralen Überlebensfragen der Menschheit entschlossen zu widmen".

Die Deutsche Bischofskonferenz nannte Küng einen anerkannten und streitbaren Forscher. "In seinem Wirken als Priester und Wissenschaftler war es Hans Küng ein Anliegen, die Botschaft des Evangeliums verstehbar zu machen und ihr einen Sitz im Leben der Gläubigen zu geben", sagte der Konferenzvorsitzende, der Limburger Bischof Georg Bätzing.

Der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst bescheinigte Küng essenzielle theologische Grundlagenarbeit und bedeutende Anstöße. Küng sei "ein kritischer, aber großer Theologe" gewesen. Auch die Universität Tübingen bekundete Trauer. Mit Küng verliere die Hochschule "einen produktiven Forscher, einen überaus schöpferischen Gelehrten und einen exzellenten Theologen", sagte Rektor Bernd Engler.

Die auf Küng zurückgehende "Stiftung Weltethos" und das Tübinger Weltethos-Institut würdigten Küng als visionären Vordenker für eine gerechtere und friedlichere Welt.

KNA

07.04.2021 - Personalien , Theologie , Trauer